Umweltverbrechen auf der Spur: Schauspieler Andreas Hoppe, bekannt aus den Ludwigshafener Tatort-Krimis, hat sein Herz an die Wildnis Kanadas verloren. Mit seiner „Walkampagne“ kämpft er gegen die drohende Zerstörung der Wald- und Küstenlandschaft Westkanadas durch die Ölindustrie. Auch wir von der Triodos Bank sind der Meinung, dass den Erneuerbaren Energien die Zukunft gehört, und unterstützen daher dieses Projekt von Andreas Hoppe.

Von der Meeresoberfläche her ertönt der Atem eines Wals. Das Meer tut sich auf, und ein riesiges Maul schießt heraus. Es ist ein Buckelwal. Der Gigant nimmt noch einen tiefen Atemzug, das Prusten hallt durch den schmalen Fjord. Dann macht der Wal den Buckel, nach dem er benannt wurde, taucht geschmeidig ab und hebt zum Abschied die Schwanzflosse. An der kanadischen Westküste, wo sich der Great Bear Rainforest erstreckt, ist solch ein Anblick keine Seltenheit. Noch. Denn den Walen, die in der von Inseln und Fjorden durchzogenen Regenwaldlandschaft ihr Sommerquartier haben, droht Gefahr aus der Provinz Alberta. Dort, über 1.000 Kilometer landeinwärts, wird Öl aus Teersanden gewonnen – es gilt als das schmutzigste Öl der Welt, da der Abbau extrem umweltschädlich ist. Über die geplante „Northern Gateway Pipeline“ soll täglich mehr als eine halbe Millionen Barrel dieses Öls nach Kitimat im Herzen des Great Bear Rainforest transportiert werden. Von dort aus werden Schiffe das schwarze Gold entlang des Regenwalds nach Asien bringen.

In der kanadischen Provinz Alberta sind etwa ein Drittel der weltweiten Ölvorräte im Sandgemisch verborgen. Das Abbaugebiet, für das Urwald gerodet wurde, erstreckt sich schon heute über eine Fläche so groß wie England. In einem aufwendigen Verfahren wird das Öl aus dem Sandgemisch gespült. Das kostet Unmengen an Energie, braucht viel Wasser und hinterlässt täglich etwa 500 Millionen Liter an toxischer Flüssigkeit. Die Ölförderung aus Teersand in Alberta ist die weltweit größte industrielle Einzelquelle von Treibhausgasen. Durch den Bau der Northern Gateway Pipeline will Kanada seine Ölexporte ausbauen. Allein in den nächsten fünf Jahren ist eine Verdoppelung der Ölförderung geplant.

Auf dem Spiel steht ein ganzes Paradies
Für den Schauspieler Andreas Hoppe, der seit 17 Jahren als Kommissar im Ludwigshafener Tatort vor der Kamera steht, ist der Gedanke an Pipelines und Öltanker in der Wildnis Kanadas ein wahrer Albtraum: „Supertanker so groß wie Olympiastadien sollen entlang der Regenwaldküste pendeln und dabei den schmalen, mit Inseln und Untiefen gespickten Douglas-Kanal passieren. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es zur ersten Tankerhavarie kommt.“ Die Befürchtung, die Hoppe mit Umweltschützern teilt, ist nicht unbegründet: Allein in den vergangenen zehn Jahren sind auf der geplanten Schiffsroute fünf große Fähren auf Grund gelaufen oder kollidiert. „Sollte dies auch nur einem Öltanker passieren, würde das ganze spektakuläre Ökosystem des Great Bear Rainforest aus den Fugen geraten“, so der Schauspieler. Der 53-Jährige ist schon häufig durch Kanada gereist und fühlt sich dem Land verbunden. Mit dem Great Bear Rainforest würde die Menschheit viel verlieren, meint Hoppe. Er erzählt von der atemberaubenden Schönheit der Natur, von 1.000 Jahre alten Bäumen, von singenden Walen und lilafarbenen Seesternen, von Küstenwölfen und Grizzlys und vom weißen Kermodebären, den die indianischen First Nations als Spirit Bear verehren.

Die „Walkampagne“: Aufmerksamkeit erwünscht
Selbst wenn Pipelinelecks und Tankerunfälle ausbleiben: Für die geräuschempfindlichen Wale wäre der Schiffsverkehr enorm belastend, auch Kollisionen mit den Meeressäugern wird es geben, so die Befürchtungen. Hoppe will das alles nicht hinnehmen. Er möchte die drohenden Zerstörungen durch das Pipeline-Projekt bekannt machen, damit Menschen dagegen protestieren können. Dafür hat er die „Walkampagne“ ins Leben gerufen und setzt dabei auf seinen Promistatus: „Wir Schauspieler haben die Chance, Themen zu setzen und auch mal abseits unseres Berufs den Mund aufzumachen. Man kennt uns, man hört uns zu. Das ist eine Chance, die ich nicht verschenken will.“ Über die „Walkampagne“ versucht Hoppe nicht nur die Medien auf das Thema aufmerksam zu machen.

Von der Hölle ins Paradies
Zusammen mit dem Journalisten Konstantin Muffert plant der Schauspieler auch einen Dokumentarfilm, der den künftigen Weg des Öls nachzeichnen wird: Vom Abbaugebiet in Alberta – dunklen Kraterlandschaften in der einst dicht bewaldeten Natur – über die Rocky Mountains bis in den paradiesischen Great Bear Rainforest. „Wer die Zerstörung in Alberta mit eigenen Augen sieht und daneben die einzigartige, noch unberührte Natur, die auf dem Spiel steht, den wird das Thema nicht kaltlassen“ hofft Hoppe. „Von der Hölle ins Paradies“ soll der Film heißen, und Hoppe und seine Mitstreiter wollen ihn produzieren, auch wenn die kanadische Regierung mittlerweile grünes Licht für den Bau der Pipeline gegeben hat. Noch ist es nicht zu spät, ist sich Hoppe sicher: „Es gibt eine starke Opposition in Kanada, viele wollen bis zuletzt kämpfen und den Baustart so lange wie möglich verzögern. Im nächsten Jahr wählen die Kanadier ein neues Parlament. Es ist wichtig, dass sich die kritischen Stimmen bis dahin mehren.“ Verbunden ist für Hoppe damit auch die Hoffnung, dass sich die EU endlich zu einem Importverbot für Öl aus Teersanden durchringt und damit ein Zeichen setzt.



Quellen Titelbild (von links nach rechts):

Klaus Pommerenke, Claudia Summt, Greenpeace/John Woods