„Sabah Al-Kher - guten Morgen, liebe Selma!“ So wird das 10-jährige ägyptische Mädchen jeden Morgen von ihrem Lehrer Ahmed persönlich begrüßt. Gemeinsam mit 30 anderen Kindern sitzt sie noch etwas müde im Klassenzimmer, aber freut sich auf einen abwechslungsreichen Schultag. Am meisten Spaß macht ihr der Musik- und Sportunterricht. Selma besucht die SEKEM-Schule, in der ländlichen Umgebung Kairos, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein ganzheitliches Lehr- und Lernkonzept umzusetzen.

So wie Selma geht es aber nicht vielen Kindern in Ägypten. Trotz der Schulpflicht ist das ägyptische Bildungssystem völlig überlastet. Während Selma ihre Talente im Kunstunterricht, beim Werken oder Musizieren entdeckt, versuchen sich die meisten ägyptischen Kinder im Auswendiglernen von Wissen, das kaum Bezug zum realen Leben hat. An öffentlichen Schulen sitzen bis zu 80 Kinder in einem schlecht ausgestatteten Klassenzimmer. Die Lehrer:nnen sind überlastet und unterbezahlt. Wer einen erfolgreichen Abschluss absolvieren möchte, muss private Nachhilfestunden nehmen oder an eine private Schule gehen. Das können sich nur besserverdienende Familien leisten. Und selbst an den teuren Privat-Schulen liegt der Fokus auf der reinen Wissensvermittlung. Es gibt nur wenig Ansätze, die auf individuelle Bedürfnisse eingehen und die Potentiale der Kinder fördern. Selmas Vater verdient als Fabrikarbeiter nicht viel, aber profitiert von dem solidarischen Modell der SEKEM-Schule, das Kindern aus ärmeren Verhältnissen die Schulgebühren reduziert oder erlässt.

Selma in der Schule.

SEKEM, eine Initiative zur Förderung von nachhaltiger Entwicklung in Ägypten, hat bereits vor über 40 Jahren das ganzheitliches Schulmodell gegründet und seither erprobt. Angelehnt an die Waldorfpädagogik werden in der SEKEM-Schule neben dem ägyptischen Curriculum auch weitere Fächer unterrichtet, die etwa Kreativität und handwerkliches Geschick fördern sollen. Vor allem aber steht das Anliegen, die individuellen Potentiale der Kinder zu fördern im Vordergrund. Denn zur Gestaltung der Zukunft Ägyptens braucht es diese Potentiale dringlichst. Die Situation der über 100 Millionen Einwohner:nnen des Landes - von denen rund 28 Prozent unterhalb der Armutsgrenze leben - wird nur mit Hilfe einer heranwachsenden Generation besser, die Herausforderungen mit selbständigen Denk- und innovativen Lösungsansätzen angehen kann.

Bildung in entlegene Regionen bringen

In ländlichen Regionen ist die Situation zusätzlich verschärft. Die Kinder müssen oft weite Wege bis zur Schule zurücklegen und werden zu Hause oder gar nicht unterrichtet. Hier möchte SEKEM einen weiteren Schritt gehen und eine Schule in der Wüste, nahe der Oase Wahat El-Bahareyya gründen. In der entlegenen Gegend, mehrere Hundert Kilometer von der Hauptstadt und den besiedelten Dörfern entlang des Nils entfernt, begrünt SEKEM Wüstenboden mit biologisch-dynamischen Methoden. Damit soll unter anderem der Nahrungsmittelknappheit des Landes und dem Klimawandel entgegnet werden. SEKEM will aber auch den Menschen und Kindern in der Oase helfen, sich zu entwickeln und ihre Lebenssituation zu verbessern. Momentan werden sechs Kinder von MitarbeiterInnen auf der Wüstenfarm provisorisch unterrichtet. Selmas Lehrer Ahmed besucht die Wahat-Farm regelmäßig, um die ansässige Lehrerin dabei zu unterstützen, die SchülerInnen über das staatliche Curriculum hinaus zu fördern. Wie Selma sollen auch die Kinder in der Wüste die Möglichkeit haben Flöte zu spielen oder sich über das Malen, Bewegung oder Theaterspielen auszudrücken.

Damit viele weitere Kinder in der Gegend von einer ganzheitlichen Bildung profitieren können, will SEKEM eine umfassende Gesamtschule erbauen. Die örtlichen Behörden konnten bereits überzeugt werden – es kann los gehen. Gemeinsam mit der Unterstützung von Freuden aus Europa sollen schon im kommenden Schuljahr 60 Kinder die Chance haben, die neue Schule in der entlegenen Wüstenregion zu besuchen.

Schulgründung unterstützen

Die Zeit der Corona-Pandemie hat uns auch in Deutschland deutlich gezeigt, wie wichtig es in vielerlei Hinsicht ist, dass Kinder in ein gutes schulisches Umfeld eingegliedert sind.  Durch die Schulgründung in Ägypten soll ein Grundstein gelegt werden, der möglichst vielen Kindern aus der Wüste die Chance auf ganzheitliche Bildung gibt, sodass sie dazu befähigt werden, ihre Potentiale zu entfalten und die Zukunft ihres Landes zu gestalten. 

Sie wollen mehr zur Schulgründung in der Wüste erfahren oder das Projekt unterstützen? Besuchen Sie die Webseite der SEKEM-Freunde: sekem-freunde.de

Mehr zu SEKEM: Das Gold der Wüste

SEKEM und Triodos:

Die Triodos Bank und SEKEM sind seit 2007 Partner. Die Triodos Bank ist Teilhaber von SEKEM und investiert über Aktien in die nachhaltige Vision der SEKEM Initiative. Von dem Kapital wird der ganzheitliche Ansatz SEKEMs gefördert wie beispielsweise die Schulen, SEKEMs medizinisches Zentrum oder kulturell Aktivitäten und Fortbildungen für Mitarbeiter. Damit wird ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung Ägyptens geleistet.