Der Begriff Nachhaltigkeit hat in die Bankenwelt Einzug gehalten. Nachhaltigkeit wird auch aufgrund von neuen Regulierungen wichtig. Jede Bank muss sich Gedanken dazu machen. Wir werden deshalb oft gefragt, worin wir uns unterscheiden, wenn doch alle sich inzwischen mit Nachhaltigkeit schmücken. Wir antworten dann, dass der große Unterschied im Impact unserer Kreditvergabe liegt. Impact bezeichnet die Wirkung, die eine Bank durch ihre Mittlerfunktion auf Menschen und Umwelt hat. Es ist die Wirkung, die durch das Geld der Kunden*innen entfaltet wird. Jede Kreditvergabe hat eine Wirkung auf die Welt. Sie kann positiv oder negativ sein. Das Ansinnen der Triodos Bank ist es, diese Wirkung maximal positiv zu gestalten, so dass sie die Welt besser macht – sozial oder ökologisch oder beides zusammen.
Das Geld muss in die Realwirtschaft
Um einen möglichst positiven Impact zu erzielen, muss ein Großteil der Kredite und Assets der Banken in die Realwirtschaft, also die Wirtschaft vor Ort, investiert werden. Denn dort liegt der Schalthebel für eine nachhaltige Zukunft. Es gilt in die Unternehmen zu investieren, die wirklich nachhaltige Ziele verfolgen. Nachhaltige Banken müssen also die ursprüngliche Aufgabe einer Bank wahrnehmen und Geld zwischen Sparer*innen und Wirtschaft vermitteln.
Nachhaltige Banken wie wir haben den Anspruch, einen möglichst großen Teil ihrer Assets und Kredite in die Realwirtschaft fließen zu lassen. Das zeigt eine Studie der Global Alliance for Banking on Values (GABV). Mitgliederbanken der nachhaltigen Allianz – inzwischen gibt es über 60 davon, u.a. die Triodos Bank – haben 2018 im Schnitt 74,6 % ihrer Kredite/Assets an die Realwirtschaft vergeben, während es bei den systemrelevanten Banken, also den größten Banken der Welt, durchschnittlich nur 43,7 % waren. Übrigens: Das deutsche Startup tomorrow, das eine nachhaltige Konto-App auf den Markt gebracht hat, konnte laut eines Berichts des „Handelsblatts“ nicht einmal 14 % der Einlagen seiner Kunden*innen investieren.
Spielarten des Greenwashings
Nachhaltigkeit lässt sich interpretieren. Für viele bedeutet Nachhaltigkeit nicht in schädliche Unternehmen, zum Beispiel Kohlekraftwerke, zu investieren. Das ist ein erster Schritt aber es reicht nicht. Nichts Schlechtes zu finanzieren, ist nicht genug für die wirtschaftliche Transformation, die wir so unbedingt brauchen. Und es reicht erst recht nicht, so weiter zu machen wie bisher und einfach negative Auswirkungen des eigenen Handelns zu kompensieren. Denn auch letzteres verstehen einige unter nachhaltigem Handeln.
Wie lange solche Spielarten des Greenwashings noch möglich sind, ist zumindest in der EU fraglich. Denn auf europäischer Ebene spielt das Thema nachhaltiger Finanzsektor eine wesentliche Rolle. Eine EU-Taxonomie soll Greenwashing verhindern und klare Leitlinien für Investor*innen und Anleger*innen setzen.
Beim Thema Impact von nachhaltigen Investments und Krediten entwickelt sich eine neue Dynamik. Renommierte Forscher um den Hamburger Professor Timo Busch haben ein vierstufiges System zur Kategorisierung entwickelt. Es startet auf der ersten Stufe mit „ESG-gescreenten Investments“. Das englische Kürzel ESG steht für Environment (Umwelt), Social (Soziale Aspekte) und Governance (Nachhaltige Unternehmensführung). ESG-gescreent bedeutet, dass Investoren versuchen ESG-bezogene Risiken zu mindern und/oder ethische Überlegungen durch Ausschlüsse von bestimmten Investitionen (z.B. Rüstungsindustrie) berücksichtigen. Die vierte Stufe, „wirkungseffektive Investments“, bezeichnet Investments oder Kredite, die einen aktiven Beitrag zu sozialen und ökologischen Lösungen sowie Transformationen zum Ziel haben. Letzteres ist bei der Kreditvergabe der Triodos Bank der zentrale Anspruch.
Nachhaltigkeit und Transparenz gehen Hand ind Hand
Für die nachhaltige Transformation der Wirtschaft braucht es Banker*innen, die wirklich Ahnung von Nachhaltigkeit haben und in ihren Bereichen Spezialist*innen sind. Menschen, die wissen, welche Investition und welcher Kredit tatsächlich nachhaltig wirkt. Wir beispielsweise haben ein Team, das sich um den Bereich Infrastruktur & Klima kümmert, eines, das sich mit Fragen der sozialen Nachhaltigkeit auseinandersetzt und eines, das auf nachhaltige Immobilien spezialisiert ist.
Und wir brauchen Transparenz für die Kunden*innen, damit sie die Kreditentscheidungen nachvollziehen können. Wir veröffentlichen deshalb jeden Kredit auf unserer Website, schon seit Jahren. Eine solche Transparenz ist wichtig für die Glaubhaftigkeit des Finanzsektors, aber leider noch ziemlich einzigartig (außer der Triodos Bank macht das bislang nur noch die GLS Bank). Übrigens: Mit den neuen Leitlinien der EU wird sich das teilweise ändern. Viele Unternehmen, darunter viele Banken, werden ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung deutlich ausbauen müssen und u.a. angeben, welcher Anteil ihrer Kredite gemäß der neuen Taxonomie „grün“ ist.
Neben der Offenlegung aller unserer Kredite, veröffentlichen wir auch einmal im Jahr unsere Impactzahlen als Gesamtbank. Die folgende Grafiken zeigt einen Ausschnitt unserer Wirkung, die wir dank des Geldes unserer Kund*innen allein 2020 erzielen konnten:
Um den größten positiven Impact mit Blick auf die Klimakrise zu haben, bedeutet es auch genau zu verstehen, welche Kredite und Investments welche Klimawirkung nach sich ziehen. Banken müssen nachvollziehen, wo in ihrer Bilanz die Klimakiller schlummern. Das ist oft gar nicht so leicht festzustellen. Wir durchleuchten unsere Bilanz seit 2018 mit der PCAF-Methode. Auch hier legen wir transparent die Karten auf den Tisch und zeigen als erste Bank in Deutschland, wo welche CO2-Emissionen durch unsere Kreditvergabe und die Investitionen von Triodos Investment Management entstehen. Denn klar ist, dass auch wir als führende Nachhaltigkeitsbank indirekt Emissionen verursachen. In einem zweiten Schritt haben wir uns darüber hinaus entschlossen, diese indirekten – und damit schwerer zu steuernden – Emissionen so zu senken, dass unser Portfolio eine Netto-null-Bilanz hat. Deshalb sind wir auch der Net-Zero Banking Alliance beigetreten. Und deshalb setzen wir uns wissenschaftsbasierte Ziele. Für unsere Kunden*innen bedeutet das, dass sie nicht nur nachvollziehen können wo ihr Geld von uns eingesetzt wird und welche Wirkung es dort hat, sondern sie können sich auch sicher sein, dass ihr negativer Fußabdruck so klein wie möglich ist. Eine niederländische NGO hat einmal ausgerechnet, dass es pro 1.000 Euro Einlage auf einem Bankkonto schon bis zu 200 kg CO2 pro Jahr Unterschied ausmachen kann, je nach dem, ob das Geld bei einer konventionellen oder nachhaltigen Bank „liegt“.
Auch mit Blick auf die Auswirkungen unserer Kreditvergabe und Investments auf die Biodiversität wollen wir viel besser und genauer verstehen, welchen positiven und negativen Impact wir indirekt erzeugen. Die Triodos Bank ist aus diesem Grund Teil der Partnership for Biodiversity Accounting Financials (PBAF), die an einem harmonisierten Biodiversitäts-Accounting-Ansatz arbeitet.
Impact als Bank bedeutet für uns mit großer Kompetenz einen möglichst hohen Anteil des Geldes unserer Kunden*innen in die nachhaltige Realwirtschaft zu geben. Mit Fokus auf die großen Herausforderungen unserer Zeit – wie die Klimakrise oder den Verlust der Biodiversität – gilt es immer besser zu verstehen, wie genau die Kredite wirken. Aufgrund von wissenschaftsbasierten Zielen können wir dann unseren Impact so steuern und nachjustieren, dass wir einen Beitrag zum Erreichen von großen Zielen, wie dem 1,5-Grad-Ziel der Weltgemeinschaft, leisten können.
So geht Impact-Banking.
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