Das Vertrauen in den Bankensektor ist auch heute, sieben Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise, stark geschwächt. Während die Branche damit beschäftigt ist, ihre unrühmliche Vergangenheit aufzuarbeiten und Vertrauen zurückzuerobern, konzentriert sich die Triodos Bank auf das Modell der einfachen Bank – die solide und krisensichere Art des Bankgeschäfts.
Obwohl sich die Banken vom Vertrauenseinbruch seit Ausbruch der Finanzkrise ein wenig erholt haben, stehen ihnen die meisten Bundesbürger weiterhin sehr skeptisch gegenüber. So schenken laut Global Trust Report 2015 nur 33 Prozent der Deutschen den Banken ihr Vertrauen; die Geldinstitute bilden damit das Schlusslicht im Branchenvergleich.
Erst die Moral ….
Kein Wunder: Denn die moralische Schadensbilanz der Finanzkrise ist immens. Längst gehört zum Konsens, was Ökonom und Autor Marc Friedrich („Der Crash ist die Lösung. Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihre Vermögen retten“) formuliert: „Durch den Verlust von Moral, Anstand und Werten in der Finanzwelt war die Krise überhaupt erst möglich“.
Um Vertrauen zurückzugewinnen, haben sich die Banken folgerichtig dem Werte- und Kulturwandel verschrieben. Nach den aktuellen Umfrageergebnissen glauben offenbar jedoch nur wenige Deutsche daran, dass aus einem gierigen Finanzhai über Nacht ein harmloses Fischchen wird. Das belegt auch eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach, wonach nur 23 Prozent der Deutschen davon ausgehen, dass die Banken aus den Krisen der letzten Jahre gelernt haben.
Der Kulturwandel steht auf wackligen Beinen: Nicht nur, weil Werte Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte brauchen, um zu wachsen. Die Banken scheinen auch nicht ganz so beherzt an die Sache heranzugehen, wie es die Botschaften ihrer Kommunikationskampagnen vermuten lassen. So bescheinigt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers AG in ihrer Studie „Kulturwandel im Bankensektor“ den befragten Bankenchefs zwar Wissen um die Wichtigkeit einer neuen Unternehmenskultur, dennoch fehle es, von Ausnahmen abgesehen, immer wieder an einer konsequenten Arbeit an Kultur und Verhalten.
Echt oder unecht?
Für Nachhaltigkeitsbanken wie die Triodos Bank gehören ethische Werte seit jeher zur eigenen Identität. Während Großbanken stark schrumpften, sind sie mit einem enormen Zuwachs an Kunden und Bilanzsummen aus der Finanzkrise hervorgegangen. Noch sind die Nachhaltigkeitsbanken Nischenanbieter. Doch das Potenzial ist groß, dass sie zu ernsthaften Wettbewerbern in der Branche werden. Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft ZEB sind 16 Millionen Deutsche grundsätzlich an „sozial-ökologischen Bankangeboten“ interessiert.
Kaum verwunderlich, dass die Etablierten sich ebenfalls zunehmend nachhaltig präsentieren und beispielsweise „grüne“ Fonds oder Sparbriefe anbieten. Ein Glaubwürdigkeitsproblem entsteht aber dann, wenn die Bank auch Produkte anbietet, die negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt haben. Es ist also eine Frage, ob man die Spielregeln der Ethik und Nachhaltigkeit auch innerlich bejaht.
Oder wie es Georg Schürmann, Geschäftsleiter der deutschen Niederlassung der Triodos Bank, ausdrückt: „Bei der Trennung der Spreu vom Weizen ist Authentizität der Schlüssel, also die Feststellung, ob Ethik und Werte wirklich einen wesentlichen Bestandteil des Bankgeschäfts bilden oder sich nur auf punktuelle Kampagnen oder konkrete CSR-Aktionen beschränken.“ So-tun-als-ob untergräbt Glaubwürdigkeit – das gilt auch beim Thema Transparenz, wie Schürmann erklärt: „Hier muss zwischen der tatsächlich vorhandenen Überzeugung, dass die Kunden wissen müssen, was ihre Bank mit ihrem Geld macht, und dem bloßen Streben nach Erfüllung der Meldepflichten und der Vermeidung von Problemen mit dem Kleingedruckten unterschieden werden. Transparenz bedeutet bei der Triodos Bank, „dass wir genau angeben, wen wir mit dem Geld, das uns unsere Kunden anvertrauen, finanzieren.“
Finanzmärkte größer als Realwirtschaft
Man kann also schlichtweg daran zweifeln, ob eine Kultur- und Wertearbeit funktioniert, wenn sie nicht schon innerlich angelegt ist, vor allem in den Führungsriegen selbst. So fällt es schwer, an ehrliche Selbstheilungsbemühungen der Branche zu glauben und der Ruf nach Reglementierung ist nicht weit, zumal Regellosigkeit die Zügellosigkeit erst befeuerte.
Und tatsächlich: In eindrucksvoller Geschwindigkeit hat die europäische Politik nach Krisenausbruch tausende Seiten neuer Regularien auf den Weg gebracht. Im Kern hat sich jedoch nicht viel geändert. So sind in Relation zur Realwirtschaft die Finanzmärkte weiterhin überdimensional gewachsen und auch heute ist in der Tendenz eine Jagd auf Spekulationsrendite zu beobachten. Einen erkennbaren gesellschaftlichen Nutzen hat das nicht.
Die unabhängige Organisation Finance Watch, die Finanz-Regulationen vom Standpunkt des gesellschaftlichen Interesses aus prüft, sieht die neuen Regeln kritisch, so auch die Initiative der EU-Kommission zur Langfristfinanzierung der europäischen Wirtschaft. Banken, so äußert sich Finance Watch dazu in einem Positionspapier, hätten mit der Regulierung dazu bewegt werden sollen, zum traditionellen Kreditgeschäft zurückzukehren. Stattdessen fördere die Initiative auch die Kapitalmarktfinanzierung und das Investmentbanking gegenüber dem traditionellen Bankgeschäft. „Damit wird jedoch letztlich genau jenes Geschäftsmodell gefördert, dass während der Finanzkrise durch Steuergelder gerettet werden musste.“
Die einfache Bank
Tatsächlich gibt es kaum noch Banken, die sich damit zufriedengeben, der Realwirtschaft zu dienen, indem sie das Geld ihrer Kunden als Kredite an Unternehmen und Privatmenschen weiterreichen. Wie sind hier eigentlich die Nachhaltigkeitsbanken aufgestellt? Entgegen dem Trend bleiben sie beim klassischen Kerngeschäft: „Wir konzentrieren uns auf die Realwirtschaft und lehnen Finanzspekulationen schlichtweg ab. Anstatt Gelder auf der Suche nach schnellen Renditen über den Erdball zu transferieren und in riskante Papiere zu investieren, vergeben wir hauptsächlich Kredite an heimische Unternehmen und Projekte, die einen ökologischen, sozialen oder kulturellen Mehrwert schaffen“, so Georg Schürmann. Auf diesem klassischen, einfachen Geschäftsmodell basiert letztlich auch das solide Wachstum der Nachhaltigkeitsbanken – auch in Zeiten der Finanzkrise. Oder wie es Robert Bosch einmal sagte: „Die anständigste Art der Geschäftsführung ist auch die beständigste.“
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