Wie können wir unseren CO2-Ausstoß verringern und damit den Klimawandel aufhalten? Drei Ansätze.

Schwimmende Inseln aus Plastikmüll in den Ozeanen, exzessiver Bergbau und strahlende Abfälle als Folge von Atomkraft – die Spuren, die wir Menschen auf der Erde hinterlassen sind gravierend. Schon seit einigen Jahren versuchen Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen deshalb ein neues Zeitalter auszurufen: das Anthropozän, das Zeitalter des Menschen. Es würde die seit 11.700 Jahren laufende geologische Epoche, das Holozän, ablösen. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass dies tatsächlich passiert.

Die CO2-intensive Lebensweise von uns Menschen zieht eine der folgenreichsten Entwicklungen für unseren Planeten nach sich: den Klimawandel. Um ihn zu stoppen, hat sich die Weltgemeinschaft 2015 in Paris darauf geeinigt, die weitere Erderwärmung mindestens auf zwei Grad, wenn möglich aber auch auf 1,5 Grad zu reduzieren. Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, dürfen weltweit nur noch 800 Gigatonnen des Klimagases in die Atmosphäre geblasen werden. 40 Gigatonnen fallen derzeit pro Jahr weltweit an. Uns bleiben also noch 18,5 Jahre. Was kann auf globaler Ebene getan werden, damit die zwei Grad nicht überschritten werden? Im Folgenden stellen wir drei Ansatzpunkte vor.

Divesting und Impact Investing
Der Finanzindustrie kommt bei der Bekämpfung des Klimawandels eine Schlüsselrolle zu. “Das Schicksal unseres Klimas liegt in den Händen von Impact-Investoren”, hat Christiana Figueres Anfang dieses Jahres bei einem Treffen mit der Triodos Bank gesagt. Figueres war bis 2016 Generalsekretärin des Sekretariats der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und die treibende Kraft hinter dem Klimavertrag von Paris.

Warum kommt der Finanzindustrie eine solche zentrale Position zu? Banken bewegen weltweit enorme Summen und entscheiden, welche Wirtschaftssektoren und Unternehmen mit Krediten versorgt werden. Investoren entscheiden, welche Aktien und Anleihen in ihren Fonds landen. Pensionsfonds beispielsweise haben Milliarden und Abermilliarden Geldmittel zur Verfügung, die sie für die Alterssicherung ihrer Kunden anlegen. Wenn sie sich, wie etwa der dänische Pensionsfonds PKA, entscheiden, nicht mehr in die Kohleindustrie zu investieren, ist der Effekt enorm.  Dafür steht der Begriff Divestment (Deutsch: Deinvestition).

Impact Investoren ziehen ihre Mittel nicht nur aus bestimmten Unternehmen oder Branchen ab, sondern entscheiden sich ganz bewusst für bestimmte Bereiche, die sie finanzieren – und somit gesellschaftlich voranbringen möchten. Sie können zum Beispiel Aktien von Unternehmen kaufen, die Technologien für Erneuerbare Energien entwickeln. Auch als Privatanleger kann man dazu beitragen, das Klima zu schonen – und zum Impact Investor auf kleiner Ebene werden.

Übrigens: Zwölf niederländische Finanzinstitute, darunter auch die Triodos Bank, haben eine Plattform zum genaueren Messen ihrer Treibhausgasemissionen gegründet: die Platform for Carbon Accounting Financials (PCAF). In Zusammenarbeit sollen nach und nach Open-Source-Methoden entwickelt werden, die den CO2-Fußabdruck der Geldhäuser, den Investitionen und Kredite nach sich ziehen, genauer messen.

CO2-Abgabe
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien alleine wird nicht ausreichen, um die Klimaziele einhalten zu können, so lange der Ausstoß von CO2 so verhältnismäßig billig bleibt. Deshalb werden die Stimmen für eine CO2-Abgabe immer lauter. Der Gedanke dahinter: Wer das klimaschädliche Gas freisetzt, muss dafür zahlen. Erst wenn es sich für viele Unternehmen finanziell nicht mehr lohnt, CO2-intensiv zu produzieren, kommt es zu einem Umdenken. Es kann nicht sein, dass etwa deutsche Kohlekraftwerke Energie zu niedrigen Preisen produzieren können und die Kosten für die Weltgemeinschaft ausblenden. Die “wahren”, die versteckten Kosten für die CO2-intensive Wirtschaft sind viel höher als die, die direkt anfallen.

Die Abgabe, die für CO2 gezahlt werden müsste, könnte darüber hinaus neu verteilt werden – damit ließe sich zum Beispiel in Deutschland die EEG-Abgabe senken.

Inzwischen gibt es weltweit eine wachsende Lobby, die sich für eine Bepreisung des Klimagases stark macht. Zu ihr gehören einige Staaten, aber auch die Weltbank oder die OECD. Auch auf lokaler Ebene gibt es zahlreiche Initiativen und Unterstützer: Zum Beispiel den Verein für eine nationale CO2-Abgabe, der sich im März dieses Jahres in Freiburg gegründet hat – beteiligt waren 120 Privatpersonen und Unternehmen.

Technologie
Die Frage, die sich viele Forscherinnen und Forscher stellen, ist, ob es gelingt CO2 im Nachhinein wieder aus der Atmosphäre zu fischen. Ansätze dafür gibt es inzwischen viele, wirklich überzeugend sind sie allerdings allesamt noch nicht. Das kann aber noch werden.

Aufforstung gilt in vielen Analysen als Schlüsselelement, um negative Emissionen zu erzielen. Bäume haben einen sehr langen Lebenszyklus und gelten deshalb als gute natürliche CO2-Speicher. Allerdings bräuchte es eine Menge Holz, um alleine über Aufforstung das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen. Stefan Schäfer vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) rechnete im Magazin “neue energie” vor, dass dafür Flächen von der ein- bis zweifachen Größe Indiens neu bewaldet werden müssten. Außerdem ist unklar, welche Auswirkungen eine Aufforstung in solch enormem Stil auf das sehr sensible Ökosystem (zum Beispiel den Wasserkreislauf) hätte.

Übrigens: Wer ganz nebenbei Bäume pflanzen möchte, kann einfach die Suchmaschine wechseln und anstelle von google ecosia nutzen.

Geforscht wird derzeit auch daran, ob CO2 nicht direkt an seinem Erzeugungsort, aus dem Abgas von Fabriken oder Kraftwerken, herausgefiltert und im Anschluss gespeichert werden könnte (zum Beispiel in bestimmten Gesteinsschichten oder im Meeresboden). Aber auch hier ist unklar, welche langfristigen Folgen das Verfahren hat. Darüber hinaus reduziert das sogenannte Carbon Capture and Storage (CCS) nicht das Klimagas in der Atmosphäre, sondern verhindert nur Neuemissionen in bestimmter Höhe.

Einen anderen Weg geht das Schweizer Unternehmen Climeworks. Es fischt das CO2 direkt aus der Luft. Eine erste Anlage steht bereits in der Schweiz. Das gefilterte CO2 nutzt derzeit noch eine benachbarte Gärtnerei um das Pflanzenwachstum zu beschleunigen. Auf lange Sicht soll das Klimagas verwendet werden, um daraus Treibstoffe wie Kerosin herzustellen. Noch ist das Verfahren allerdings sehr teuer, außerdem ist die CO2-Konzentration in der Luft deutlich geringer als in den Ausstößen von beispielsweise Kraftwerken.

Was das CO2 betrifft, reichen die Bemühungen wohl nicht aus, um die Folgen unseres menschlichen Lebensstils rückgängig zu machen. Wir sollten uns also gemeinsam anstrengen sie so gering wie möglich zu halten, damit das Anthropozän eine bessere Entwicklung nimmt als gedacht.