Immer mehr Menschen tun es: Ihren klimaschädlichen CO2-Ausstoß kompensieren. Insbesondere bei Flügen, die sich vergleichsweise sehr negativ auf den persönlichen CO2-Fußabdruck auswirken, wächst die Anzahl derer, die die Klimafolgen ihres Fluges kompensieren wollen. Wie funktioniert die CO2-Kompensation? Ist sie überhaupt sinnvoll oder nur eine „moderne Form des Ablasshandels“, wie es oft heißt?
Was ist CO2-Kompensation und wie funktioniert sie?
Die Idee hinter CO2-Kompensation ist es, die Menge des Klimagases, die beispielsweise ein Flug verursacht, an anderer Stelle in gleicher Höhe einzusparen. Es gibt inzwischen viele Anbieter, auf deren Websites man ausrechnen kann, wie viel CO2-Ausstoß ein Flug von A nach B verursacht und wie teuer es wäre, ihn auszugleichen. Der Betrag kann auf der Website des Anbieters direkt gespendet werden und fließt in Klimaprojekte – überwiegend im globalen Süden.
Welche Projekte werden mit den Spenden finanziert?
Das ist ganz unterschiedlich und kommt auf den jeweiligen Anbieter an. Im Gegensatz zur weiterverbreiteten Meinung, handelt es sich bei den Projekten meist nicht um Wiederaufforstungen. Vielmehr fließen die Gelder in Energieeffizienzprojekte in Ländern des globalen Südens. Atmosfair, ein bekannter Anbieter für CO2-Kompensation beispielsweise, finanziert unter anderem energieeffiziente Öfen für Privathaushalte in afrikanischen Ländern. Die Öfen verbessern nicht nur die Klimabilanz, sondern senken gleichzeitig auch die Energiekosten für die Menschen vor Ort. Daneben werden auch Wasser- Wind- oder Solarkraftprojekte unterstützt.
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Welche Anbieter gibt es?
Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Anbietern. Ein guter Überblick findet sich zum Beispiel beim Umweltbundesamt. Die Anbieter unterscheiden sich allerdings stark voneinander. Einige entwickeln eigene Klimaschutzprojekte und verkaufen die daraus erzeugten Zertifikate. Andere wiederum nutzen den bereits vorhandenen Markt, erwerben dort Zertifikate und verkaufen sie weiter.
Es ist zudem wichtig darauf zu achten, nach welchen Qualitätsstandards ein Anbieter Klimaprojekte aussucht und wie transparent er über die Projekte kommuniziert. Viele Anbieter investieren ausschließlich in Projekte, die von unabhängigen Prüfern kontrolliert werden. Bekannte und gute Standards sind der Clean Development Mechanism (CDM) der Vereinten Nationen und der WWF Gold Standard. Letzterer stellt sicher, dass ein Projekt nicht nur ökologisch nachhaltig ist, sondern auch sozial. Darüber hinaus kontrollieren einige Anbieter auch eigenständig vor Ort, ob ihre Vorgaben für Projekte auch tatsächlich eingehalten werden.
Wie teuer ist das Kompensieren?
Auch hier gilt: Es kommt auf den jeweiligen Anbieter und dessen Berechnungsmethoden an. Bei Flügen beispielsweise sind die CO2-Rechner sehr unterschiedlich: Einige Anbieter berechnen den Flugzeugtyp, die Flugklasse oder etwa die Flughöhe mit ein, andere wiederum gehen pauschaler vor. Pi mal Daumen kostest es um die 30 Euro, um einen Flug von Frankfurt nach New York zu kompensieren (nur der Hinflug).
Ist CO2-Kompensation sinnvoll für die persönliche CO2-Bilanz?
Jede neue Tonne CO2 in der Atmosphäre schadet dem Klima. Deshalb sollte es immer die erste Wahl sein, auf klimaschädliches Verhalten zu verzichten. Das geht natürlich nicht immer. Die zweite Wahl wäre es zu prüfen, ob es klimafreundlichere Alternativen für ein Vorhaben gibt (z.B. Fahrrad statt Auto, Bahn statt Flugzeug, Heizung austauschen etc.). Funktionieren Alternative eins und zwei nicht, ist die CO2-Kompensation besser als nichts. Fliegen mit Kompensation ist besser als ohne. Wer kompensiert, zahlt mehr für seinen Flug und steckt das Geld – in der Regel – in klimatechnisch sinnvolle Projekte. Darüber hinaus ist es wichtig, dass das Geld in Projekte fließt, die sonst nicht finanziert worden wären. Ein Windpark beispielsweise, der auch ohne die finanziellen Mittel durch die Kompensation gebaut wird, bringt keine zusätzlichen CO2-Einsparungen.
Was CO2-Kompensierung auf keinen Fall sein sollte: Ein Freifahrschein zum Fliegen und für ein ruhiges Gewissen. Denn, wenn dadurch mehr geflogen würde, wäre es schlecht für unser Klima und ein weiterer trauriger Beleg für den sog. Rebound-Effekt.
Bringt CO2-Kompensierung generell etwas im Kampf gegen die Klimakrise?
Jedes Gramm CO2, das nicht in die Atmosphäre gelangt, ist ein gutes Gramm. Dennoch sind Kompensationsstrategien für Privatpersonen nur eine relativ kleine Stellschraube im Kampf gegen die Klimakrise. Individuelle Maßnahmen können gesamtgesellschaftliche Maßnahmen nicht ersetzen. Selbst wenn es gelingen sollte, alle CO2-Emissionen des globalen Nordens durch Kompensationen im globalen Süden auszugleichen – wovon wir weit entfernt sind – würde das nicht ausreichen, um die UN-Klimaziele zu erreichen.
Deshalb braucht es unbedingt eine gesamtgesellschaftliche Steuerung des CO2-Ausstoßes, zum Beispiel eine CO2-Steuer. Hier ist die Politik gefragt.
Was kann ich sonst noch tun?
Zum “Gesamtpaket” der Herausforderung möglichst klimafreundlich zu leben, gibt es viele kleine Stellschrauben, die jede und jeder von uns drehen kann: Zum Beispiel die nachhaltige Suchmaschine Ecosia für Suchanfragen nutzen. Wer Ecosia nutzt, trägt dazu bei, dass Bäume gepflanzt werden, da das Unternehmen die Gewinne aus seinen Werbeeinnahmen in Aufforstungsprojekte weltweit steckt. Wer eine Reise plant, kann außerdem gleich beim Buchen des Hotels einen kleinen Beitrag für das Klima leisten und etwa über das Portal B’n’Tree sein Hotel buchen. B’n’Tree pflanzt ohne Zusatzkosten einen Baum für jede Buchung.
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