Die COVID-19-Pandemie hat das Leben unzähliger Menschen auf der ganzen Welt tiefgreifend beeinflusst, wobei Frauen davon am stärksten betroffen sind. Nicht nur, weil sie aufgrund ihrer Tätigkeit im Gesundheitsbereich ein höheres Risiko einer COVID-19-Ansteckung haben, sondern auch, weil sie in Berufen überrepräsentiert sind, in denen Abstand halten schwieriger ist und Entlassungen häufiger vorkommen. Viele Frauen mussten ihre Berufstätigkeit unterbrechen, um Familienangehörige zu pflegen. Darüber hinaus sind Frauen häufig in Mikro- und Kleinunternehmen beschäftigt, in denen sie einen niedrigeren Lohn erhalten und nur geringen rechtlichen und sozialen Schutz genießen, oder sie befinden sich in informellen Beschäftigungsverhältnissen, in denen die Situation noch prekärer ist. All diese Faktoren erleichtern natürlich die Entscheidung, aus dem Berufsleben auszusteigen.
Die Erwerbsquoten zeigen, dass Frauen in Rekordzahlen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, und diese Entwicklung könnte dauerhaft anhalten. Je länger Frauen dem Arbeitsmarkt fernbleiben, desto höher ist das Risiko, dass ihre Kenntnisse und Fähigkeiten schwinden und sie ihr Einkommen und ihre Perspektive dauerhaft verlieren. Schon vor der Pandemie ist es keinem Land gelungen, die Gleichstellung der Geschlechter, wie sie in den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung angestrebt wird, vollständig zu erreichen. Gemessen am Zugang zu (qualitativ hochwertiger) Bildung und Erwerbsbeteiligung sowie mit Blick auf Unternehmen unter der Leitung von Frauen ist eine solche Gleichstellung nun weiter entfernt als jemals zuvor. Seit Beginn der Pandemie verlieren Mädchen in Ländern mit niedrigen Einkommen in großer Zahl den Zugang zu Bildung.
Unternehmen von Frauen bekommen schwerer einen Kredit
Die so genannte „Inclusive Finance“ kann dazu beitragen, eine Gleichstellung der Geschlechter beim wirtschaftlichen Aufschwung nach der Pandemie anzustreben. Ohne Bildung verringern sich die Chancen auf den Zugang zum Arbeitsmarkt erheblich. Doch auch im Berufsleben stoßen Frauen auf weitere Hindernisse. Weltweit stellt der Zugang zu Krediten für KMUs ein großes Problem dar. Die International Financial Corporation (IFC) schätzt, dass weltweit eine Finanzierungslücke von 300 Milliarden US-Dollar für von Frauen geführte Kleinunternehmen besteht, und dass mehr als 70 Prozent der von Frauen geführten KMUs keinen oder nur unzureichenden Zugang zu Finanzdienstleistungen haben. Diese Situation wird sich durch die Pandemie noch weiter verschärfen. Andere Hindernisse stehen im engen Zusammenhang mit der traditionellen Rolle der Frau und mit verfügbaren Angeboten zur Kinderbetreuung.
Generell ermöglicht eine solche finanzielle Integration Menschen und Unternehmen, ihre wirtschaftliche Lage besser zu steuern und zu planen. Genauer gesagt, kann „Inclusive Finance“ dazu beitragen, die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie geschlechtersensibel zu gestalten. Triodos IM legt bei seinen Investitionen größten Wert auf verschiedene Nachhaltigkeitskriterien, darunter Einkommen, Umweltschutz und geschlechtsspezifische Themen. Unter dem Aspekt der Geschlechtergleichstellung sind wir in der Lage, einige der Hindernisse abzubauen und Frauen und Mädchen eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Die von Triodos IM finanzierten Unternehmen und Finanzinstitute können es Frauen ermöglichen, ihr Potenzial zu entfalten und an der Wirtschaft teilzuhaben.
Der Zugang zum Finanzsystem ist von entscheidender Bedeutung, insbesondere im Kontext von COVID-19, in dem sich nicht nur die Arbeitsweise geändert hat, sondern auch alle Hände gebraucht werden, um eine widerstandsfähigere, nachhaltigere und integrativere Wirtschaft aufzubauen. Bei der Umsetzung dieses Ziel kann und muss Impact Investing eine wichtige Rolle spielen.
Maritza Cabezas und Amber van der Schoot sind Investmentstrateginnen bei Triodos Investment Management.
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