Geld bedeutet Macht. Und wenn uns die Geschichte etwas lehrt, dann die große Ungerechtigkeit, dass ganz viele Menschen von beidem ausgeschlossen sind. Geld und der Zugang dazu sind extrem ungleich verteilt. Gleichzeitig ist Geld aber auch der Schlüssel für eine gerechtere und integrativere Welt. Zum Banking on Values Day geben wir Beispiele dafür.

Frauen und Finanzen

Es gibt immer noch 70 Länder auf der Welt, in denen Frauen eigenständig kein Bankkonto eröffnen können und keinen Zugang zu Krediten haben. Sie brauchen immer noch die Unterschrift ihres Ehemannes, um beispielsweise eine Kreditlinie zu erhalten.  Diese Diskriminierung hat zu einer ganzen Reihe von Initiativen geführt, die Frauen überall auf der Welt Zugang zu Finanzdienstleistungen schaffen wollen – etwa die gemeinnützige Women’s World Banking Organisation, die von der ersten UN-Frauenkonferenz 1975 gegründet wurde.

Auch Mitglieder der Global Alliance for Banking on Values (GABV), wie zum Beispiel die Banco Mundo Mujer in Kolumbien oder die BRAC Bank in Bangladesch, haben sich zum Ziel gesetzt, diese Ungleichheit zu adressieren. Die GABV ist ein Zusammenschluss von über 60 nachhaltigen Banken weltweit und wurde von der Triodos Bank mitgegründet.

Es gibt immer noch 70 Länder auf der Welt, in denen Frauen eigenständig kein Bankkonto eröffnen können.

Trotz der vielerorts tief verwurzelten Diskriminierung sind weltweit 33 % der Kleinunternehmen im Besitz von Frauen. In Lateinamerika sind es sogar 51 %, wie aus der Studie „The Gender Journey of the GABV in Latin America“ hervorgeht. Die Studie zeigt auch, dass die Benachteiligung von Frauen wirtschaftlich gravierende Folgen hat. Denn die Kreditausfallrate ist bei von Frauen geführten Unternehmen geringer, sie gehen zudem verantwortungsbewusster mit Risiken um und investieren mehr in die Bildung ihrer Mitarbeitenden. Trotzdem kommen Frauen weiterhin deutlich schwieriger an Kredite als Männer. In Lateinamerika beläuft sich die Kreditlücke für von Frauen geführte kleine und mittlere Unternehmen auf 98 Milliarden Dollar. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Förderung von Fraueninitiativen ein wichtiger Faktor für eine breitere wirtschaftliche Entwicklung wäre.

Die Benachteiligung von Frauen ist ein inhärentes Problem der Finanzbranche. Zwar gibt es tolle Ausnahmen, doch sind Frauen in Führungspositionen von Finanzinstituten nach wie vor stark unterrepräsentiert. Weltweit stellen Frauen nur 20 % aller Vorstandsmitglieder in der Finanzbranche.  Mit einem Frauenanteil von 50 % im Vorstand ist die Lead Bank, ein GABV-Mitglied in Kansas, USA, eine solche Ausnahme. "Wir haben schon vor langer, langer Zeit die Notwendigkeit und den gesellschaftlichen Nutzen einer stärkeren und umfassenderen Beteiligung von Frauen an finanziellen Angelegenheiten und Entscheidungsprozessen erkannt", sagt Joshua C. Rowland, CEO.

Der Aufstieg der afroamerikanischen Finanzwelt

Leider ist auch die Hautfarbe von Menschen ein Faktor für (finanzielle) Diskriminierung: Nach Angaben der US-Notenbank wurden im Jahr 2020 in den USA bis zu 45 % der afroamerikanischen Kreditantragsteller:innen abgelehnt, gegenüber 31 % der hispanischen und 18 % der weißen Antragsteller:innen.

Um diese Art von Ungleichheit zu beseitigen, wurde schon in den 1990er Jahren die City First Bank in Washington DC gegründet. Die Bank konzentriert sich seitdem auf die finanzielle Eingliederung von einkommensschwachen Vierteln, die meist einen hohen afroamerikanischen Bevölkerungsanteil aufweisen. 2021 fusioniert die City First Bank, die auch ein GABV-Mitglied ist,  mit der Broadway Federal Bank in Los Angeles. Das neue Institut ist nun die größte von Schwarzen geführte Bank in den USA.

Die Bedeutung dieser Fusion geht weit über eine klassische Fusion im Dienste von Effizienz und Gewinn hinaus: Die strukturelle Dynamik wirtschaftlicher Diskriminierung führt dazu, dass viele von Schwarzen geführten Banken eine relativ geringe Kapitalbasis haben. Wie die LA Times berichtet, verfügte eine große Bank wie Wells Fargo im Jahr 2020 über Vermögenswerte in Höhe von 1,97 Billionen Dollar, während die von Latinos geführten Banken in den USA im Durchschnitt 109 Milliarden Dollar und die von Schwarzen geführten Banken nur 4,85 Milliarden Dollar aufwiesen.

Die zunehmende Sensibilisierung dafür ist ein erster Schritt in die richtige Richtung und spiegelt sich in der Zivilgesellschaft wider – beispielsweise in der #BankBlack-Initiative. Sie ruft Afroamerikaner:innen dazu auf, Geld in von Schwarzen geführten Banken einzuzahlen, um ihre Gemeinden zu unterstützen.

Finanzieller Zugang für alle

Finanzielle Ausgrenzung betrifft auch viele andere Gruppen und Gemeinschaften weltweit. Nachhaltigkeitsbanken zeigen, dass es fundierte, skalierbare und wirkungsvolle Lösungen gibt. Der Umgang mit Geld muss nur strukturell hinterfragt werden. Zwei weitere Beispiele:

Einer von acht Menschen hat eine Behinderung. Vor diesem Hintergrund hat das GABV-Mitglied Finca DRC in der Demokratischen Republik Kongo ein Programm gegen die Diskriminierung von Blinden gestartet. Die Bank unterstützt blinde Frauen, die auf den Straßen der Hauptstadt Kinshasa betteln, bei der Gründung ihres eigenen Unternehmens. Viele dieser Frauen gründeten kleine Einzelhandelsgeschäfte, in denen sie Produkte wie Speiseöl oder Lebensmittel verkauften. Über mehrere Wochen hinweg schulten die Finca-Mitarbeiter:innen die Frauen in Unternehmensführung. Sie bildeten eine Spargruppe, was dazu führte, dass die Mehrheit der Frauen langfristige Geschäfte aufbaute.

Eine weitere der vielen Gruppen, die einen besseren Zugang zu Finanzmitteln benötigen, sind Migrantinnen und Migranten. Obwohl sie 3 % der Weltbevölkerung ausmachen, leiden Millionen von ihnen noch Jahre nach ihrer Migration unter finanzieller Ausgrenzung, da ihnen der Erwerb der vollen Staatsbürgerschaft erschwert wird. Dies hat weitreichende Auswirkungen, einschließlich des Zugangs zu langfristigem Wohnraum. In Minnesota hat das GABV-Mitglied Sunrise Banks deshalb einen sog. Open Door Mortgage eingeführt. Dabei handelt es sich um einen Kredit, das sich an im Ausland geborene Einwohner:innen richtet, die nicht alle für herkömmliche Hypotheken erforderlichen Papiere vorlegen können.

Dieser Beitrag stammt von der Global Alliance for Banking on Values und wurde allen Mitgliedern zur Verfügung gestellt. 

Die Global Alliance for Banking on Values

Die Global Alliance for Banking on Values (GABV) ist ein Netzwerk von Führungskräften aus dem Bankensektor aus der ganzen Welt, die sich für einen positiven Wandel im Bankensektor einsetzen.

Mehr dazu: https://www.gabv.org/