Der Grund dafür ist derselbe wie für die Konsolidierung in jedem anderen Sektor: Technologie und Globalisierung machen Größenvorteile immer wichtiger, und so konnten diese Vermögensverwaltungsgiganten die anderen Parteien aus dem Markt drängen oder sie aufkaufen. Vor allem das Aufkommen sogenannter passiver Strategien, die in den Indexdurchschnitt investieren, hat Größenvorteile attraktiv gemacht. Niemand kennt den genauen Betrag, aber es wird geschätzt, dass die Hälfte des weltweiten Vermögens investiert wird, ohne zu überprüfen, woraus diese Investitionen eigentlich bestehen.
Diese Entwicklungen haben das Gesicht des Kapitalismus verändert. Er hat sich vom Shareholder-Kapitalismus, bei dem zumindest ein sichtbarer Teilnehmer an den Märkten der mächtigste war, zum Asset-Manager-Kapitalismus entwickelt: einem Kapitalismus mit universellen Eigentümern, deren Macht in Nebel gehüllt ist.
Der Shareholder-Kapitalismus implizierte zumindest, dass sich die Aktionäre noch um die langfristige Leistung der Unternehmen kümmerten, aber das ist jetzt kaum noch der Fall. Als Universaleigentümer müssen sie nicht einmal ein bestimmtes Unternehmen auswählen. Da ihnen alles gehört, müssen sie sich kaum um etwas Bestimmtes kümmern und können sich auf die Maximierung der Rendite fokussieren. Und während die Aktionäre früher relativ unabhängig voneinander handelten, halten die größten Vermögensverwalter wie State Street, Vanguard und Blackrock jetzt auch noch hohe Anteile aneinander. Gemeinsam kontrollieren diese Mega-Manager alles - alles im Interesse der kurzfristigen Rendite. Heutzutage sind es die Vermögensverwalter, die das Sagen haben, nicht die Vermögensbesitzer. Und natürlich alles im Interesse ihrer Kundinnen und Kunden. Aber in Anbetracht globaler Komplexität wissen diese oft nicht, was ihre Verwalter genau tun oder nicht tun.
Der Asset-Management-Kapitalismus ist die zynischste Form des Kapitalismus: Den Anlegern, die überall ihre Finger im Spiel haben, ist es völlig egal, wie es diesen Vermögenswerten auf lange Sicht geht. Die Kurzfristigkeit ist alles. Warum sollte ein Vermögensverwalter die Nachhaltigkeit verbessern wollen? Dies wird nur passieren, wenn die Nicht-Nachhaltigkeit zu einem kurzfristigen Risiko wird. Oder wenn man mit Nachhaltigkeit überproportional Geld verdienen kann. Doch selbst dann würde voraussichtlich ebenso viel Enerige darin fließen, die Nachhaltigkeitsrisiken auf die Gesellschaft zu übertragen. Die Natur wird als neue, attraktive Anlageklasse gefeiert, Mega-Investoren steigen mit viel Lärm in nachhaltige Investments ein und schöpfen ihreGewinne ab. Und gleichzeitig zeigen uns die Themen des letzten Biodiversitätsgipfel sehr deutlich: Die Risiken tragen wir immer noch alle.
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