Noch immer kämpfen Bayern und Baden-Württemberg mit den Folgen des Hochwassers, bei dem Anfang Juni Tausende von Menschen evakuiert werden mussten. Dämme brachen, Keller und Erdgeschosse liefen voll, Straßen wurden überschwemmt. Ein ICE entgleiste, Felder wurden überflutet und damit die Ernte vieler Landwirte zerstört. Viele Menschen konnten sich in Sicherheit bringen, einige wurden mit Booten oder Hubschraubern aus ihren Wohnungen gerettet. Mindestens sechs Menschen starben, mehrere Personen werden noch vermisst. Nun geht das Hochwasser langsam zurück, die meisten Landkreise haben den Katastrophenfall bereits beendet. Doch die Schäden bleiben.

Laut einer ersten Prognose des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft werden Schäden im Wert von zwei Milliarden Euro erwartet. Schon 2023 warnte der Verband vor kommenden Schäden aufgrund des Klimawandels und forderte verstärkte Maßnahmen: „Ohne ein erhöhtes Tempo im Kampf gegen den Klimawandel wird die globale Wirtschaft bis 2050 rund zehn Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts verlieren.“

Hochwasser-Ursachen

Die Flut in Süddeutschland ist bereits das dritte Hochwasser in Deutschland in diesem Jahr. Nach mehreren Tagen anhaltendem Regen kam es in vielen Regionen zu Starkregen, zwischen 100 und 200 Liter pro Quadratmeter - am Alpenrand sogar bis zu 300 Liter pro Quadratmeter. Laut Deutschem Wetterdienst fiel an manchen Orten innerhalb von 24 Stunden so viel Regen, wie sonst in einem Monat.

Hochwasser ist erstmal ein natürliches Phänomen und gehört zum Wasserkreislauf mit dazu. Doch durch den Klimawandel wurden Extremwetter wie Starkregen in den letzten Jahren immer häufiger. Das hat unterschiedliche Gründe: Durch die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas landen immer mehr Treibhausgase in der Atmosphäre und lassen die Durchschnittstemperaturen ansteigen. So erwärmen sich auch die Meere und verdunsten mehr Wasser in die Atmosphäre. Die Wassermassen, die in Süddeutschland herunterkamen, stammen zum Beispiel aus dem aktuell deutlich zu warmem Mittelmeer. Außerdem wird es allgemein immer wärmer – und warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, die wiederum irgendwann wieder als Regen herunterkommt. Der Klimawandel hat auch Einfluss auf Großwetterlagen: Manche Regengebiete ziehen nicht mehr so schnell weiter und regional kann deutlich mehr Niederschlag als sonst fallen. Wir müssen uns also darauf einstellen, dass es in Zukunft noch häufiger Hochwasser geben wird, solange die Atmosphäre weiter aufgeheizt wird.

Natürlicher Hochwasserschutz

Wie können wir uns als Gesellschaft vor Hochwasser und den Folgen schützen? Durch technische Maßnahmen, wie Deiche, Hochwasserrückhaltebecken oder Flutpolder (meist land- und forstwirtschaftlich genutzt Flächen, die als Ausweichfläche überflutet werden können) lassen sich Hochwasserstände deutlich senken. Doch sie alleine reichen nicht aus, wie sich die letzten Tage mal wieder gezeigt hat.

„Guter Hochwasserschutz heißt auch, mehr Moore, mehr Auen, die Wasser speichern können, Deiche die rückverlegt werden, weg von Flüssen. Kurz: Natürlicher Hochwasserschutz. Und davon gibt es zu wenig in Bayern“, sagt Achim Wendler vom Bayrischen Rundfunk. Laut Umweltbundesamt können Renaturierungen von Flüssen und ihren Auen den technischen Hochwasserschutz ergänzen. So würden natürliche Überschwemmungsflächen dort geschaffen, wo Hochwasser entsteht: In den Oberläufen und den Zuläufen der großen Flüsse und Ströme.  Renaturierungsmaßnahmen trügen auch dazu bei, dass Hochwasserwellen entlang ihres Fließwegs zeitlich verzögert und gemindert werden.

Auch die Entsiegelung von Flächen ist wichtig, damit das Regenwasser genügend Platz zum Versickern erhält. Um Städte vor Starkregen zu schützen, orientieren sich immer mehr Städte an dem Schwammstadt-Konzept, bei dem möglichst viele entsiegelte und begrünte Flächen dafür sorgen, dass Regen aufgenommen wird und die Feuchtigkeit für Hitzeperioden speichern.

Nichtstun kann sehr teuer werden

Simon Scholl, Leiter für naturbasierte Lösungen bei der Triodos Bank, sagt dazu: „Als Gesellschaft müssen wir unsere Hochwasserschutzmaßnahmen verbessern und uns auf immer extremere Wetterbedingungen einstellen. Aber es ist weitaus günstiger und sicherer, die CO2 Emissionen zu senken und den Klimawandel zu stoppen, anstatt nur die Folgen zu bewältigen.“

Laut NABU sei der natürliche Hochwasserschutz im Vergleich kostengünstiger und bringe zugleich noch viele Mehrwerte, wie Biodiversität oder Minderung von Dürreschäden mit sich. Doch leider sind nur noch etwa 15 bis 20 Prozent der natürlichen Auen erhalten geblieben, wenige davon sind in einem intakten Zustand.

Die Triodos Bank unterstützt deswegen schon länger Projekte, die auf naturbasierte Lösungen im Hochwasserschutz setzen. 2023 hat sie zum Beispiel mit einem Kredit von über 23 Millionen Euro den Kauf von 9.300 Hektar Land in Schottland durch die Organisation Oxygen Conservation unterstützt. In den erworbenen Gebieten wird Oxygen Conservation in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung die Ökosysteme schützen und wiederherstellen, um die natürliche Kohlenstoffbindung und die Biodiversität zu fördern. Dabei handelt es sich insbesondere um die Wiederherstellung bedeutender Moorgebiete, die Anpflanzung großer Flächen einheimischer Laubwälder und die Umstellung landwirtschaftlich genutzter Flächen auf ein organisches, regeneratives System.

Bereits 2022 hat Triodos Bank UK ein innovatives Natural Flood Management (NFM) Projekt in der Region Lancashire unterstützt. Mit einer Investition von £1,5 Millionen werden Hochwasserrisiken durch über 1.000 gezielte Maßnahmen über mehrere Jahre hinweg reduziert. Diese umfassen die Schaffung von Feuchtgebieten und Grasland sowie Aufforstungsmaßnahmen. „Durch solche Projekte zeigen wir, dass naturbasierte Lösungen eine effektive und nachhaltige Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels und extremer Wetterereignisse sind“, sagt Simon Scholl.

Die Triodos Bank hat sich für das ehrgeizige Ziel entschieden, bis 2035 ein Netto-Null-Portfolio zu erreichen. Die Treibhausgasemissionen aller Kredite und Fonds der Triodos Bank sollen auf der Grundlage wissenschaftlich fundierter Zielvorgaben stark reduziert werden. Die verbleibenden Emissionen werden durch umfangreiche Investitionen in Naturprojekte, die Treibhausgase aus der Luft aufnehmen, kompensiert. Die Initiative "Science Based Targets" (SBTi) hatte die kurzfristigen CO2-Reduktionsziele der Triodos Bank im März als wissenschaftlich fundiert bestätigt. Außerdem setzt sich die Bank für die Verabschiedung des EU-Renauturierungsgesetzes ein.

Als erste Bank weltweit hat sie sich der
Initiative für einen Vertrag über die Beendigung fossiler Energien (Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty) angeschlossen und unterstützt mit einer wachsenden Zahl anderer Finanzinstitute die Forderung, Öl, Gas und Kohle nicht mehr für die Energieerzeugung zu fördern.