Beim Tiefseebergbau werden Mineralien vom Meeresgrund in hunderten bis tausenden Metern Tiefe abgebaut. Die Risiken für irreversible Schäden an der biologischen Vielfalt sind sehr hoch. Eine aktuelle Studie des Royal Netherlands Institute for Marine Research (NIOZ) zeigt zum Beispiel, dass Manganknollen viel mehr Leben enthalten als gedacht. Außerdem zerstört der Abbau am Meeresboden großflächig Lebensraum für eine Vielzahl von Ökoystemen, die teils noch gar nicht erforscht sind. Wir verstehen das Leben am Meeresboden noch nicht gut genug, um die Folgen des Tiefseebergbaus abschätzen zu können.
Eine schlechte Idee
Manchen mag der Tiefseebergbau wie ein Allheilmittel für die Energiewende erscheinen. Die Nachfrage nach wertvollen Mineralien ist groß. Edelmetalle wie Kobalt, Nickel und Kupfer sind für den Umstieg auf grüne, erneuerbare Energien entscheidend, denn sie werden für Batterien, Solarzellen und Elektrofahrzeuge benötigt. Die derzeitigen Lieferketten sind teils problematisch, da es beim Abbau zu Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit, Zwangsarbeit und unsicheren Arbeitsbedingungen kommen kann.
Nachhaltige Technologien brauchen bestimmte Mineralien, aber das heißt nicht, dass es immer neue Materialien sein müssen. Und bevor wir die Nachfrage nach neuen Mineralien als gegeben hinnehmen, sollten wir auch unser Konsumverhalten überdenken. Konzentrieren wir uns zunächst darauf, unseren Energieverbrauch zu senken, Mineralien zu recyceln und kluge Entscheidungen zu treffen. Zum Beispiel den öffentlichen Nahverkehr verbessern, um der wachsenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen gerecht zu werden. Neue Materialien aus dem Meeresboden zu gewinnen ist die einfache Lösung, um nicht über diese vielleicht anspruchsvolleren Lösungen nachdenken zu müssen.
Ohne Finanzierung kein Tiefseebergbau
Die Verantwortung des Finanzsektors liegt auf der Hand. Denn ohne Kredite oder Investitionen wird es keinen Tiefseebergbau geben. Es liegt beispielsweise in der Verantwortung von Banken, Pensionsfonds und Vermögensverwaltern, den Tiefseebergbau weder zu finanzieren noch in ihn zu investieren. Einige Investoren verschleiern ihre Verantwortung, indem sie behaupten, Engagement bei Unternehmen zu betreiben, die am Tiefseebergbau beteiligt sind. Jedoch können katastrophale Umweltschäden nur verhindert werden, wenn diese schädlichen Aktivitäten komplett ausgeschlossen werden.
Und wenn die moralische Verpflichtung nicht ausreicht, sollten sich die Finanzinstitute darüber im Klaren sein, dass sie auch das Risiko eingehen, sogenannte „stranded assets“ der Zukunft zu finanzieren. Die jüngsten Forschungsergebnisse über die Auswirkungen des Tiefseebergbaus auf die Umwelt sind so beunruhigend, dass es fraglich ist, ob es überhaupt Genehmigungen für den kommerziellen Abbau geben wird.
Der Finanzsektor sollte hier die Führung übernehmen.
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