Der Sektor der erneuerbaren Energien bricht einen Rekord nach dem anderen. 2024 erreichte die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien in Deutschland mit rund 275 Terawattstunden und fast 63 Prozent Anteil einen neuen Höchstwert, wie das Fraunhofer ISE berichtet. Gleichzeitig sank der Anteil fossiler Energieträger auf ein historisch niedriges Niveau. Damit der Anteil bis 2030 auf 80 Prozent steigt, muss dieser Trend anhalten.
Schon jetzt stammt häufig mehr als die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Quellen, zuletzt etwa 59 Prozent – davon 40 Prozent aus Wind und 5 Prozent aus Sonne. Kohle und Gas lieferten zusammen rund 41 Prozent, wie der NDR berichtete.
Das sind natürlich gute Nachrichten, doch dieses Wachstum muss mit einem unverzichtbaren Bestandteil der Energiewende einhergehen: der Energiespeicherung. Ohne sie geht nachhaltig erzeugte Energie verloren. Da die Wärmeversorgung immer stärker mit dem Stromsektor verbunden wird, werden Wärmespeicher immer wichtiger. Im Winter ist der Bedarf an Wärme besonders hoch, während im Sommer viel erneuerbare Energie vor allem durch Solarenergie erzeugt wird, die dann oft für Überschussstrom sorgt. Wenn dieser überschüssige Strom sinnvoll genutzt wird, kann das die Kosten senken und das gesamte Energiesystem effizienter machen (Quelle: BMWi).
Auch die Internationale Energieagenturversteht Energiespeicherung als unerlässlich für das Gelingen der Energiewende. Je mehr grüne Energie wir produzieren, desto entscheidender werde es, sie besser in der Nähe der Produktionstätten speichern zu können, etwa in Windparks oder direkt in Privathaushalten. Könnten Heimspeicher also Teil der Lösung sein?
Energiespeicher: Essenziell für die Energiewende

Ein Batteriespeicher kann Elektrizität vorübergehend speichern. Das ermöglicht Haushalten, die erzeugte Energie (oft durch Solarmodule auf dem Dach) zu einem späteren Zeitpunkt zu nutzen. Zum Beispiel abends, wenn die Solarmodule keine Energie mehr produzieren, oder wenn der Strompreis hoch ist. So sind Haushalte weniger abhängig vom Stromnetz (was Vorteile hat) und profitieren optimal von den Solarmodulen auf ihrem Dach. Außerdem wird das Stromnetz dadurch entlastet, denn die selbst erzeugte Solarenergie muss nicht unbedingt ins Netz eingespeist werden. Das ist willkommen, denn Einspeisespitzen (quasi Stau auf dem Stromnetz) werden immer häufiger zum Problem.
Sowohl kleine als auch große Anbieter wie Tesla, BYD und Sonnen haben bereits Heimbatterien auf den Markt gebracht, und die Preise sinken langsam. In einigen Ländern gibt es zudem staatliche Förderungen, um die Anschaffung attraktiver zu machen. In den Niederlanden gibt es jedoch keine Subventionen, sodass die Anfangsinvestition (und damit auch die Amortisationszeit) relativ hoch bleibt.
Batteriespeicher in Privathaushalten können eine effiziente Möglichkeit bieten, erneuerbare Energie zu speichern. Das liegt unter anderem daran, dass sie sich in unmittelbarer Nähe zur Energiequelle befinden (also zu den Solarmodulen auf dem Dach), wodurch Transportverluste minimiert werden. Eigentümer profitieren von der Heimbatterie, weil sie weniger abhängig vom Netz sind und die saubere Energie, die sie selbst erzeugen, optimal nutzen können. Auch die Nachbarn profitieren: Heimbatterien helfen, Spitzenlasten im Netz zu reduzieren, sodass Netzengpässe weniger schnell auftreten.
Energiespeicherung ist für das Gelingen der Energiewende unerlässlich. Und Heimbatterien sind eine effiziente Option dafür. Es ist also logisch, dass die Triodos Bank diese Technologie unterstützt. Stimmt das? Ja, aber die Batteriespeichertechnologie hat auch einige bedeutende Schattenseiten, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen.
Batteriespeicher: Umweltschäden und Umweltverschmutzung
Batterien enthalten zahlreiche seltene Rohstoffe wie Lithium, Kobalt, Nickel und seltene Erden. Diese müssen abgebaut werden, was oft problematisch ist. Ein Beispiel: Für jede produzierte Tonne Lithium entstehen 15 Tonnen CO₂, was etwa 90.000 gefahrenen Kilometern mit einem Dieselfahrzeug entspricht. Das ist bedenklich, zumal die Nachfrage nach diesen Rohstoffen mit der Nachfrage nach Batterietechnologie steigen wird. Das führt zu mehr und intensiverem Bergbau, wahrscheinlich auch an neuen, risikoreichen Standorten wie zum Beispiel der Tiefsee. Und das kann wiederum negative Auswirkungen auf natürliche Ökosysteme haben.
Auch die Verarbeitung dieser Rohstoffe sowie die eigentliche Herstellung der Batterien benötigen viel Energie. Diese Prozesse sind oft noch von fossilen Brennstoffen abhängig, sodass auch hier schädliche Emissionen entstehen. Ein wichtiger Aspekt: Selbst die umweltschädlichsten Batterien verursachen weniger CO₂-Emissionen als Alternativen auf Basis fossiler Brennstoffe. Ein Elektroauto sorgt beispielsweise während seiner Lebensdauer für deutlich weniger CO₂-Ausstoß als ein konventionelles Fahrzeug. Aber vollkommen sauber ist die Batterietechnologie definitiv nicht.
Niedrige Recyclingquoten bei Heimspeichern
Auch am Ende der Lebensdauer von Batterien gibt es Probleme. Die Recyclingquoten sind bislang zu niedrig, und eine unsachgemäße Verarbeitung ausgedienter Batterien kann zu einer Verschmutzung von Böden und Grundwasser führen. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Lithium-Ionen-Batterien sind grundsätzlich sehr gut recycelbar. Dabei können Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel gut zurückgewonnen und erneut verwendet werden. Die Erfolgsgeschichte von Blei-Säure-Batterien zeigt, was in diesem Bereich möglich ist. Derzeit werden 99 Prozent dieser Batterien in den Vereinigten Staaten recycelt. In den EU-Mitgliedstaaten sind es mindestens 65 Prozent. Dieses Beispiel zeigt, dass strenge Vorschriften und wirtschaftliche Anreize wirklich wirksam sind, um das Recycling und die Wiederverwendung von Materialien zu verbessern.
Bei Lithium-Ionen-Batterien liegen die Recyclingquoten derzeit deutlich niedriger, aber es wird erwartet, dass sie in naher Zukunft erheblich steigen. Der digitale Produktpass der EU (EU Digital Battery Passport), in dem Materialien und Komponenten von Batterien während ihres gesamten Lebenszyklus erfasst werden, soll dazu beitragen, die Recyclingquote zu verbessern.
Moderne Sklaverei für Batteriespeicher-Rohstoffe

Auch Batterien bergen Risiken im Hinblick auf die Menschenrechte. Zum Beispiel gibt es große Bedenken hinsichtlich Zwangsarbeit, unsicheren Arbeitsbedingungen und sogar Kinderarbeit in verschiedenen Teilen der Lieferkette. Ein Beispiel: 60 Prozent des weltweiten Kobalts werden in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) abgebaut. Die dortigen Kobaltminen werden oft mit Menschenrechtsverletzungen in Verbindung gebracht. Aber die Probleme beschränken sich nicht auf die DRK. Neuere Forschungen zeigen, dass das Erreichen der europäischen Klimaziele (bei denen Batterietechnologie eine entscheidende Rolle spielt) bis 2040 etwa 89.000 afrikanische Bergleute der modernen Sklaverei aussetzen könnte. Die Batterielieferkette ist zudem alles andere als transparent, was Kontrollen erschwert.
Es gibt also viele besorgniserregende Missstände bei diesem Thema. Dennoch hat die Triodos Bank kürzlich eine Erstfinanzierung für Hausbatterien bereitgestellt (siehe Kasten oben) und bereits größere Batteriespeicherprojekte finanziert. Wie kann das sein? Es hängt ganz davon ab, wie die Finanzierungen gestaltet sind und welche strengen Bedingungen wir für die Batterietechnologie setzen.
Batteriespeicher: Risiken minimieren
Um es klar zu sagen: Eine vollkommen nachhaltige Batterie gibt es nicht. Das gilt für alle Batterien – von Heimbatterien über Akkus in Elektroautos bis hin zu denen in Smartphones, Tablets oder Laptops, auf denen Sie diesen Artikel lesen. Die Realität ist jedoch, dass wir sie für die Energiewende brauchen. Akzeptiert die Triodos Bank damit die bereits genannten Nachteile der Batterietechnologie, indem sie entsprechende Projekte finanziert? Nicht ganz. Wir erkennen an, dass wir diese Nachteile derzeit nicht vollständig ausschließen können, da die Lieferketten so intransparent sind. Dennoch können wir an verschiedenen Stellschrauben drehen, um die Risiken möglichst weit zu reduzieren und diese vielleicht zukünftig ganz auszuschließen.
Wir wissen zum Beispiel, dass die größten Risiken für Menschenrechte bei den Rohstoffen Kobalt, Nickel und Mangan liegen. Deshalb finanzieren wir keine Batterien mehr, die diese Materialien enthalten. Heutzutage gibt es sehr gute Alternativen, etwa LFP-Batterien (Lithium-Eisen-Phosphat). Wir wissen auch, dass der größte ökologische Schaden durch Tiefseebergbau und Bergbau auf Berggipfeln entsteht – auch solche Projekte schließen wir aus.
Gleichzeitig arbeiten wir eng mit unseren Kund:innen und anderen Akteuren der Wertschöpfungskette zusammen, um die Entwicklung neuer, nachhaltigerer Batteriespeichertechnologien zu fördern. In diesem Bereich gibt es spannende Fortschritte, die zu einem geringeren Energieverbrauch, geringeren CO₂-Emissionen und einer geringeren Umweltbelastung führen werden. Ein Beispiel ist die Natrium-Ionen-Batterie – und Natrium ist ein Bestandteil des einfachen Kochsalzes!
Alternative Lieferketten und mehr Kreislaufwirtschaft für Batteriespeicher
Neue Batterietechnologien wie die Natrium-Ionen-Batterie können den Sektor künftig deutlich nachhaltiger machen. Aber es gibt noch weitere Möglichkeiten: Negative Risiken lassen sich auch durch neue, transparentere Lieferketten mit strenger Regulierung mindern. Aktuell sind viele der benötigten Rohstoffe und deren Verarbeitung auf wenige Länder konzentriert. Diese Abhängigkeit birgt nicht nur geopolitische Risiken, sondern erschwert auch den Einfluss auf soziale und ökologische Auswirkungen. Neue Lieferketten können diese Probleme teilweise lösen.
Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt ist die Kreislaufwirtschaft. Wenn Wiederverwendung, Reparatur, Recycling und Rückgewinnung von Rohstoffen stärker in den Fokus rücken, wird langfristig weniger Abbau neuer Rohstoffe nötig sein. So können die negativen Auswirkungen der Batterietechnologie begrenzt werden. Die Triodos Bank engagiert sich dafür in mehreren Bereichen. Zum Beispiel waren wir die erste Bank der Welt, die der Right-to-Repair-Kampagnebeigetreten ist. Und wir investieren in Unternehmen, die ihre Produkte zur Wiederverwendung und/oder zum Recycling nach dem Gebrauch verwenden, wie zum Beispiel die Firma First Solar.
Energiewende: Das richtige Gleichgewicht finden zwischen Nutzen und Risiko
Batteriespeichertechnologien bieten viele Vorteile: Sie ermöglichen die bessere Nutzung erneuerbarer Energien, beschleunigen die Energiewende, reduzieren Netzengpässe und sorgen für deutlich weniger CO₂-Ausstoß. Doch es gibt auch Nachteile – von Umweltverschmutzung bis zu Risiken für Menschenrechte. Die einzige Möglichkeit für die Triodos Bank, sich vollständig von diesen Risiken zu distanzieren, wäre, die Finanzierung von Batteriespeichertechnologien einzustellen. Aber damit verschwinden diese Risiken nicht. Es würde bedeuten, dass wir keinen Einfluss mehr auf die Lieferkette nehmen könnten. Das wäre bedauerlich, denn es gibt viele Möglichkeiten, diese nachhaltiger, transparenter und ethischer zu gestalten. Dafür wollen wir uns weiterhin einsetzen.
Indem wir Risiken so weit wie möglich reduzieren und nachhaltige Innovationen, Kreislaufwirtschaft und verantwortungsvolle Lieferketten fördern, können wir die positiven Effekte der Batteriespeichertechnologie verstärken und die Risiken minimieren. Deshalb unterstützt die Triodos Bank weiterhin Batteriespeichertechnologien – allerdings unter strengen Bedingungen und mit dem Ziel einer nachhaltigeren Zukunft.


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