Foto: Julia Otto

Zirkuläres Bauen: Ein Pionierprojekt für nachhaltige Architektur

Was das Alte Postgelände jedoch besonders hervorhebt, ist der innovative Ansatz aus Kiefernholz, aus dem angrenzenden Wald, innovative Blockstapelmodule  für den Bau von 16 neuen Doppelhäusern zu entwickeln. So entstehen nicht nur Wohnräume, sondern auch neue Ideen, wie wir in Zukunft bauen können. Das Kiefernholz, das in Deutschland normalerweise aufgrund seines hohen Harzgehalts hauptsächlich thermisch oder für Holzwerkstoffplatten verwendet wird, bekommt hier eine völlig neue Bedeutung. In Zusammenarbeit mit der Waldwirtschafterei GmbH und einem staatlich geförderten Forschungsprojekt wird das Holz in seiner natürlichen Form möglichst effizient genutzt, um nachhaltige Häuser zu errichten. Dazu gehört auch die Nutzung der Sägespäne - statt in den Abfall gelangen sie in die Wände als innovatives Dämm-Material. Stichwort Wiederverwendung: Ein Großteil der auf dem Alten Postgelände verbauten Fenster und Türen stammt aus Bürogebäuden und findet in den 16 Neubauten als Re-Use-Materialien ein neues Leben.

Architektin Laura Maasry hat die 16 nachhaltigen Wohnhäuser konzipiert. Wir haben sie gefragt:

Damit ein Gebäude in allen Facetten nachhaltig ist, liegt die Anforderung hoch. Wie trägt die Architektur zur langfristigen Nutzung dieser Häuser bei?

Im Rahmen des Projekts achten wir darauf, dass die verwendeten Bauelemente wiederverwendbar sind und sich bei Bedarf leicht zurückbauen lassen. Dazu eröffnen die Grundriss-Entwürfe die Möglichkeit, die Häuser nachträglich in unterschiedlichen Grundrisskonfigurationen an individuelle Bedürfnisse anzupassen. Aus architektonischer Sicht ist das nachhaltig. So können aktuelle und zukünftige Bewohner:innen mit nur minimalen Eingriffen ihren persönlichen Traumgrundriss realisieren.

Doch nicht nur die Architektur hat einen ökologischen Anspruch. Auch die angrenzende Natur wird aktiv in den Prozess integriert. Der einst einseitig angelegte Kiefernwald, der das Areal umgibt, wird nach und nach in einen klimaresilienteren Mischwald umgewandelt. Dies erhöht sowohl die CO2-Speicherkapazität des Waldes und schafft gleichzeitig auch einen stabileren Lebensraum für Flora und Fauna. Das Alte Postgelände fördert mit dieser Umwandlung die Biodiversität und veranschaulicht, wie eine nachhaltige Forstwirtschaft aussehen kann.

Die Rolle der Triodos Bank: Ein Partner für nachhaltigen Wandel

Seit 2021 unterschützt die Triodos Bank als Kreditinstitut dieses Projekt und begleitet dadurch auch den Bauprozess.

Eine Vision für die Zukunft: Mehr als nur ein Wohnprojekt

Das Alte Postgelände ist weit mehr als nur ein weiteres Neubauprojekt. Es ist ein lebendiger Ort, der für einen umfassenden Wandel steht – im Hinblick auf Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und kreative Stadtentwicklung. Es wird ein Ort der Begegnung, des Austauschs und des Experimentierens. Die Bewohner:innen, die zukünftigen Kunst- und Kulturschaffenden, sowie die Besucher:innen aus der Region werden hier nicht nur wohnen, sondern auch erleben, wie ein neues, zukunftsfähiges Zusammenleben aussehen kann.

Die einzigartige Bauweise, die zirkulären Prozesse und die Umgestaltung des Waldes sind nicht nur technische Innovationen. Sie sind Ausdruck einer Haltung, die den Ressourcenverbrauch hinterfragt und nach neuen Wegen sucht, wie wir unsere Welt gestalten können. Dazu haben wir bei unserem Besuch Matthias Merkle interviewt. Er entwickelt gemeinsam mit Antje Borchardt das Gelände weiter und leitet mit ihr den Bau.

Wie entstand die Idee für diese innovative Bauweise und wann hat der Entwicklungsprozess angefangen? 

Der Entwicklungsprozess begann eigentlich damit, dass wir ein Sägewerk gekauft und angefangen haben, selbst Bäume aufzuschneiden. Dabei wurde uns schnell klar, wie viel vermeintlicher Abfall im klassischen Verarbeitungsprozess von Stammholz entsteht. Genau daraus entstand schließlich die Idee für unser Blockstapelmodul.

Und wieso entstehen bei der Verarbeitung der Stämme keine Reste? 

Bei der Verarbeitung entstehen nur wenige Reste, weil wir einen großen Teil der sogenannten Seitenbretter in unserem Modul mitverwenden. Das ist Holz, das sonst meist in der thermischen Verwertung landen würde.

Wenn Sie ein persönliches Highlight nennen müssten - konstruktionstechnisch - was wäre das? 

Was ich an der Konstruktion besonders einleuchtend finde, ist, dass die gesamte Tragstruktur gleichzeitig die sichtbare Oberfläche bildet – also zum Beispiel die sichtbaren Holzstützen und Decken. Es wird nichts verkleidet, man sieht ganz direkt, wie das Haus aufgebaut ist. Diese Klarheit in der Konstruktion finde ich wirklich gelungen.

Mit Projekten wie diesem zeigt sich, dass Wandel nicht nur notwendig, sondern auch möglich ist – und dass der Weg in eine nachhaltige Zukunft schon heute beschritten wird.

Fazit: Ein Modell für eine nachhaltige Zukunft

Die Triodos Bank fördert damit nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein sozial verantwortliches Projekt, das mit seiner innovativen Architektur und seinen nachhaltigen Prinzipien in die Zukunft weist. Für Triodos ist dies mehr als nur eine Investition – es ist ein Bekenntnis zu den Werten, die das Unternehmen verkörpert: Verantwortung, Transparenz und Nachhaltigkeit.

Dieser Blogbeitrag wurde am 5. September 2025 aktualisiert. Die ursprüngliche Version des Artikels stammt vom 8. Februar 2022.