Wenn Geld Politik macht: Der Zusammenhang von Reichtum und Macht

Reichtum verschafft nicht nur Zugang zu exklusiven Lebensstilen, sondern auch zu politischem Einfluss. In den USA fließen so hohe Summen in Wahlkämpfe wie in keinem anderen Land: Bei der Präsidentschaftswahl 2020 gaben Joe Biden und Donald Trump zusammen rund 5,7 Milliarden Dollar für ihre Kampagnen aus – doppelt so viel wie noch bei der Wahl zuvor, wobei erhebliche Teile dieser Mittel von Superreichen, Wirtschaftslenkern und Unternehmen stammten, die sich davon politischen Einfluss erhoffen. In Deutschland flossen laut Bundestagsverwaltung seit Beginn des Jahrs 2025 Großspenden von über 20,6 Millionen Euro an die Parteien – ein Großteil davon von vermögenden Privatpersonen und Unternehmen. Oxfam Deutschland kritisiert, dass solche finanziellen Ressourcen politischen Einfluss ermöglichen, der weit über das Maß normaler Bürger:innen hinausgeht.

Auch internationale Steuervermeidung ist ein Problem: Laut einer Studie der EU-Kommission gehen den EU-Staaten jährlich 825 Milliarden Euro durch Steuerflucht und aggressive Steuervermeidung verloren – das entspricht mehr als den gesamten EU-Ausgaben für Bildung und Gesundheit zusammen. In Deutschland schätzt das Netzwerk Steuergerechtigkeit die jährlichen Steuerverluste durch solche Praktiken auf bis zu 50 Milliarden Euro.

Konsequenzen für die Demokratie

Die Konzentration von Reichtum in wenigen Händen bedroht demokratische Grundprinzipien. Aktuelle Forschungen zeigen, dass Vermögen und Eigentum in Deutschland zunehmend darüber entscheiden können, wer Zugang zu politischen Spitzenpositionen erhält und wessen Interessen in der Politik Gehör finden – denn finanzielle Ressourcen verschaffen nicht nur Vorteile im Wahlkampf, sondern auch beim Aufstieg in politische Ämter.

taxmenow – Initiative für Steuergerechtigkeit e.V. warnt, dass extremer Reichtum zu einer „Gefahr für die Demokratie“ werden kann, wenn politische Mitsprache und Einfluss vom Geldbeutel abhängen. Die Folge: Politikverdrossenheit, Vertrauensverlust und eine Schwächung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Schon jetzt zeigen Umfragen, dass das Vertrauen in demokratische Institutionen in vielen Industrieländern sinkt.

Wie viel Reichtum verträgt eine Gesellschaft? Schutzmechanismen und Regulierung

Um demokratische Grundwerte zu schützen, gibt es verschiedene Mechanismen – doch viele greifen bisher zu kurz. In Deutschland müssen Großspenden an Parteien zwar veröffentlicht werden; und seit 2025 gehören auch Sponsorings ab 750€ dazu. Bisher waren Zuwendungen im Rahmen von Sponsoring-Verträgen auch ohne Namensangabe möglich. LobbyControl kritisiert, dass Lobbyaktivitäten in Berlin und Brüssel häufig nicht ausreichend kontrolliert werden.

In Deutschland wurde die Vermögenssteuer 1997 ausgesetzt – obwohl sie laut Grundgesetz möglich wäre. Oxfam Deutschland und taxmenow fordern eine stärkere Besteuerung hoher Vermögen, eine effektive Erbschaftssteuer sowie mehr Transparenz und Regulierung von Lobbyismus. Der Bund der Steuerzahler e.V. hingegen warnt vor „Überbesteuerung", die Leistungsanreize gefährden und Investitionen verhindern könnte.

Fazit: Wege zu mehr Gerechtigkeit

Die Konzentration von Vermögen in den Händen weniger stellt eine Herausforderung für demokratische Gesellschaften dar. Internationale Beispiele zeigen: Wo einzelne besonders Wohlhabende oder große Vermögensgruppen politischen Einfluss gewinnen, kann das demokratische Prinzip der Gleichheit beeinträchtigt werden. Umso wichtiger sind transparente Diskussionen und wirksame Maßnahmen, die politischen Machtmissbrauch verhindern und die Teilhabe aller Bürger:innen stärken. Steuergerechtigkeit, mehr Transparenz und klare Regeln für Lobbyismus sind dabei zentrale Bausteine. Gleichzeitig lohnt es sich, gesellschaftlich zu diskutieren, wie viel Vermögensungleichheit eine Demokratie verträgt – und welche politischen Instrumente geeignet sind, um Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu