Die Welt steht nach wie vor an einem entscheidenden Scheideweg. Die heute getroffenen Entscheidungen bestimmen die Welt, die künftige Generationen erben werden. Viele hoffen, dass bei der COP30-Konferenz in Belém den Worten auch Taten folgen; ganz im Sinne des brasilianischen „mutirão”: eine gemeinsame Anstrengung, bei der Menschen zusammenkommen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Der Rahmen könnte symbolträchtiger nicht sein: eine COP in dem Land, das große Teile des Amazonas-Regenwaldes beherbergt, eines der wichtigsten Ökosysteme der Erde. Aber welche Lehren aus der COP des letzten Jahres können uns dabei helfen, diese Vision einer gemeinsamen Anstrengung in schnelle, messbare Maßnahmen umzusetzen?
Lehren aus Baku
Der Klimagipfel im vergangenen Jahr in Baku, Aserbaidschan, hat gezeigt, wie weit wir noch davon entfernt sind, finanzielle Verpflichtungen mit der klimatischen Realität in Einklang zu bringen. Ein wichtiges Ergebnis war die Festlegung eines neuen Klimafinanzierungsziels. Die Industrieländer hatten zugesagt, bis 2035 jährlich 300 Milliarden US-Dollar bereitzustellen, um den Entwicklungsländern beim Übergang zu nachhaltiger Energie und bei der Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels zu helfen. Bemerkenswert ist, dass das Ziel sowohl auf Klimaschutz- als auch auf Anpassungsmaßnahmen ausgerichtet ist. Dies war zwar ein wichtiger Schritt, aber noch nicht ausreichend. Wissenschaftler und Zivilgesellschaft haben mindestens 1,3 Billionen US-Dollar pro Jahr gefordert, um den tatsächlichen Bedarf zu decken. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Großteil der Zusagen nach wie vor in Form von Krediten erfolgt, was ohnehin schon hoch verschuldete Länder zusätzlich belastet.
Der „Fonds für klimabedingte Verluste und Schäden” wurde zwar anerkannt, aber nicht fest in das neue Klimafinanzierungsziel eingebettet. Ohne diesen Fonds gibt es keine durchsetzbare Verpflichtung, den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Ländern bei der Bewältigung der Klimafolgen zu helfen, die nicht mehr vermieden oder angepasst werden können.
Obwohl die COP29 nur begrenzte Fortschritte gebracht hat, bieten die Entwicklungen auf den Kohlenstoffmärkten und die erneuerten nationalen Verpflichtungen von Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Indonesien, Brasilien und Mexiko eine Grundlage, auf der die COP30 aufbauen kann.
Was in Belém passieren muss
Auf der COP30 hat die Welt die Gelegenheit, ihr Engagement für messbare Fortschritte unter Beweis zu stellen. Brasilien, als Gastgeberland der Verhandlungen, hat die COP30 als „Implementierungs-COP” bezeichnet. In diesem Sinne stehen mehrere wichtige Entscheidungen zur Debatte.

Belém sollte ein Schlüsselmoment sein, um die Ambitionen zur Emissionsminderung zu steigern, mit besonderem Fokus auf die nationalen Klimaziele (NDCs), die die Emissionsziele für 2035 festlegen. Die Länder sollen diese Ziele zusammen mit Berichten zum Fortschritt ihrer 2030-Ziele vorlegen. Erste Einschätzungen zeigen, dass die aktuellen Pläne noch nicht ausreichen, um das 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen.
Genauso wichtig ist die Klima-Anpassung. Weitere Gespräche über das Globale Anpassungsziel (GGA) sollen breite Zusagen in klare, messbare Ergebnisse umwandeln. In den vergangenen zehn Jahren haben Extremwetterereignisse die Weltwirtschaft über 2 Billionen US-Dollar gekostet, wobei die größten Belastungen die Schwächsten treffen. Neben der Klimaanpassung muss die Agenda für klimawandelbedingte Schäden vorangetrieben werden, um Unterstützung für diejenigen zu gewährleisten, die bereits irreversible Verluste erleiden.
Die erwartete stärkere Integration von Natur und Biodiversität in die diesjährigen Klimagespräche ist für die Triodos Bank besonders wichtig. In den letzten Jahren gab es verstärkte Bemühungen, die drei Rio-Konventionen (UNFCCC zum Klima, CBD zur Biodiversität und UNCCD zur Desertifikation) enger zu koordinieren. Ein abgestimmter Ansatz verhindert, dass miteinander verbundene Systeme als getrennte Themen behandelt werden und eröffnet Möglichkeiten für eine integriertere Politikgestaltung.
Der diesjährige Gipfel ist daher ein Moment für neue Entschlossenheit. Der Finanzsektor spielt eine entscheidende Rolle dabei, diese Ambitionen in die Realität umzusetzen. Die Lenkung globaler Kapitalströme in erneuerbare Energien und widerstandsfähige Infrastruktur ist entscheidend, um sowohl Minderungs- als auch Anpassungsziele zu erreichen.
Ein echter Ausstieg aus fossilen Brennstoffen
Ein großes Hindernis für erfolgreiche Klimaverhandlungen bleibt der Einfluss der fossilen Brennstoffindustrie. Im letzten Jahr waren mindestens 1.770 Lobbyisten für fossile Brennstoffe bei den Gesprächen in Baku anwesend, unterminierten Zusagen und verwässerten Formulierungen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Es lohnt sich, daran zu erinnern, dass 2023 einen Wendepunkt zu markieren schien, als der Abschlusstext der COP28 die Notwendigkeit bestätigte, „den Übergang weg von fossilen Brennstoffen“ einzuleiten. Nur ein Jahr später führte der Stillstand bei COP29 zu Vorwürfen des „Rückschritts“. Über die Begrenzung der Treibhausgase zu sprechen, ohne Vereinbarungen zu ihren Hauptursachen zu treffen, ist wie der Versuch, Wasser aufzuwischen, während der Hahn noch läuft.
Hoffnung macht in diesem Zusammenhang die Dynamik hinter dem Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe (Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty - FFNPT), einem Prozess, der parallel zum offiziellen UN-Klimaprozess läuft. Die Triodos Bank setzt sich seit Langem für diese wachsende internationale Initiative ein, die einen global koordinierten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas fordert. Ein wichtiger Durchbruch für den Vertrag war die Ankündigung Kolumbiens, 2026 die erste Internationale Fossile-Brennstoffe-Ausstiegskonferenz auszurichten. Kolumbien ist das erste Land der Welt, das einen solchen globalen Dialog unter dem Banner des FFNPT veranstaltet. Ihre Führungsrolle zeigt, wie ein fossil produzierendes Land die Notwendigkeit eines geordneten, gerechten Übergangs weg von der Förderung erkennen kann.
Die Rolle des Finanzsektors
Das Engagement des globalen Finanzsektors ist entscheidend für den Erfolg der COP. Viele Institute betonen ihre Investitionen in erneuerbare Energien als Beweis ihrer Nachhaltigkeitsstrategie, untergraben diese jedoch eigenhändig, indem sie gleichzeitig großflächige Finanzierungen für Öl-, Gas- und Kohleprojekte bereitstellen und so weiterhin die Branchen finanzieren, die den Klimawandel verursachen und systemische Risiken erhöhen.
Der Bericht „State of the Banking Transition 2025“ (Zustand der Finanzwende 2025) des TPI Centre unterstreicht den Bedarf an echten Fortschritten. Von 36 bewerteten großen Banken hatten die meisten besonders schwache Scores (Ergebnisse) bei ihrer Dekarbonisierungsstrategie. Die meisten Banken setzen kurzfristige Sektorziele. Aber nur ein Drittel beschreitet Wege, die mit den Klimazielen von unter 1,5°C oder unter 2°C Erwärmung übereinstimmen. Ziele über 2030 hinaus oder in emmisionsreichen Sektoren sind nur begrenzt vorhanden.
Das jüngste Schwinden der Ansprüche in der Net-Zero Banking Alliance unterstreicht die Dringlichkeit, Kreditvergabe- und Investitionsportfolios mit dem 1,5-Grad-Szenario in Einklang zu bringen. Wir sind überzeugt, dass unsere Branche ihr widersprüchliches Handeln beenden muss. Banken sollten nicht gleichzeitig fossile Brennstoffe und erneuerbare Energien finanzieren. Während einige Bündnisse an Schwung verlieren, bleibt die Science Based Targets Initiative (SBTi) ein glaubwürdiger, wissenschaftsbasierter Rahmen, an dem sich der Sektor weiterhin orientieren kann, um echte Fortschritte Richtung 1,5°C zu erzielen. Gemeinsam mit unseren Partnern, wie der Global Alliance for Banking on Values (GABV) und der Initiative zum Nichtverbreitungsvertrag für fossile Brennstoffe, werden wir als Triodos Bank weiterhin ein Finanzsystem fördern, das echte Transformation unterstützt und nicht nur gemächliche Veränderungen.
Während die Welt ihren Blick auf Belém richtet, werden wir genau beobachten, wie Zusagen in Taten umgesetzt werden und weiter Analysieren, wie die Weltgemeinschaft mit diesem kritischen Moment für das Klima umgeht.

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