Moore bedecken laut Schätzungen nur etwa drei Prozent der globalen Landfläche, speichern aber rund 500 Gigatonnen Kohlenstoff – das entspricht mehr als ein Drittel des weltweiten terrestrischen Kohlenstoffvorrats.(1) Damit übertreffen selbst Wälder deutlich in ihrer CO₂-Speicherdichte pro Hektar. 

In Europa – insbesondere in Norddeutschland, Skandinavien, Irland und dem Baltikum – sind Moore weit verbreitet. Allerdings wurde über 50 Prozent der Moorflächen in Europa entwässert, meist zur landwirtschaftlichen Nutzung. Dabei setzen trockengelegte Moore Treibhausgase frei – insbesondere Kohlendioxid (CO₂), aber auch das weitaus klimaschädlichere Lachgas (N₂O). Allein in Deutschland verursachen entwässerte Moore laut Umweltbundesamt jährlich rund sieben Prozent der gesamten nationalen Treibhausgasemissionen.(2)

Moorschutz ist Klimaschutz 

Moore sind keine Nebenschauplätze – sie sind entscheidend für die Bewältigung der Klimakrise. Ihre Fähigkeit, CO₂ über Jahrtausende zu binden, macht sie zu einer natürlichen Klimaschutzmaßnahme mit enormem Potenzial. Die Wiedervernässung bereits entwässerter Moore ist dabei nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich effizient. 

Die Integration von Moorlandschaften in nationale Klimaschutzstrategien – etwa durch Förderprogramme für Wiedervernässung, CO₂-Zertifikate für Moorprojekte oder agrarpolitische Anreize – ist überfällig.

Warum Moore trotz ihrer Bedeutung kaum Beachtung finden 

Trotz ihrer enormen Klimarelevanz sind Moore in der Klimapolitik und öffentlichen Diskussion bislang weitgehend unterrepräsentiert. Dafür gibt es mehrere Gründe: 

  1. Unsichtbarkeit: Moore sind weder spektakulär noch publikumswirksam. Im Gegensatz zu Wäldern oder Korallenriffen wirken sie monoton, nass, schwer zugänglich. 
  2. Wirtschaftliche Interessen: Entwässerte Moore werden häufig landwirtschaftlich genutzt – vor allem für Grünlandwirtschaft. Eine Wiedervernässung kann daher wirtschaftliche Interessen beeinträchtigen. 
  3. Fehlende politische Priorität: Obwohl seit Jahren bekannt ist, wie effektiv Moore CO₂ speichern, sind sie in vielen Klimaschutzstrategien noch nicht ausreichend berücksichtigt. 
  4. Unterschätzter Klimafaktor: Viele Menschen wissen schlicht nicht, welche Rolle Moore im globalen Kohlenstoffkreislauf spielen. Medienberichte, politische Debatten und Bildungsinhalte konzentrieren sich stärker auf andere Themen. 

Vor 10.000 Jahren gewachsen – in nur 100 Jahren zerstört: Das stille Sterben unserer Moore 

Ursprünglich bedeckten Moorlandschaften rund 1,5 Millionen Hektar – etwa 4,2 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands. Heute jedoch sind etwa 95 Prozent dieser Moore entwässert, abgetorft, bebaut oder werden land- und forstwirtschaftlich genutzt. Diese Flächen gelten als weitgehend degradiert – im Sinne ihrer ursprünglichen Funktion als „ökologisch tot“. Dabei erfüllen intakte Moore essenziell wichtige Funktionen für unsere Umwelt: Sie bieten überlebenswichtige Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, speichern enorme Mengen Kohlenstoff und stabilisieren den Landschaftswasserhaushalt durch ihre Funktion als natürliche Filter- und Rückhalteflächen.(3)   

Moorwende jetzt: Wie Wiedervernässung zum Klimaschutz beiträgt 

Intakte Moore sind echte Klimaschützer – die Wiedervernässung dieser Flächen gilt heute als eine der effektivsten naturbasierten Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Zahlreiche Projekte zeigen bereits, wie Moorrenaturierung erfolgreich und zugleich ökologisch, ökonomisch sowie sozial verträglich umgesetzt werden kann. 

Wasser zurück in die Landschaft – wie Wiedervernässung funktioniert 

Im Mittelpunkt der Wiedervernässung steht die Rückführung des Wassers in trockengelegte Moorböden. Entwässerungsgräben werden verschlossen, Staubauwerke installiert und der Wasserstand gezielt angehoben. Dadurch können sich torfbildende Pflanzen – wie Moose oder Schilf – wieder ansiedeln. Gleichzeitig kommt die Zersetzung der organischen Substanz nahezu zum Stillstand – und die CO₂-Emissionen sinken deutlich. Ein gelungenes Praxisbeispiel ist das Projekt „Klima-Moor“ in Mecklenburg-Vorpommern: Auf ehemaligen Grünlandflächen werden dort durch gezielte Wiedervernässung klimarelevante Emissionen reduziert. Landwirt:innen werden aktiv eingebunden und erhalten Unterstützung beim Übergang zu einer moorverträglichen Nutzung. 

Paludikultur: Landwirtschaft trotz nasser Flächen 

Ein vielversprechender Ansatz, um Moor- und Klimaschutz mit ökonomischer Nutzung zu verbinden, ist die sogenannte Paludikultur – also die Nutzung von wiedervernässten Moorflächen für spezielle Pflanzen, die im Wasser gedeihen. Beispiele hierfür sind der Anbau von Schilf zur Dachdeckung, die Beweidung mit Wasserbüffeln, die Nutzung von Niedermoor-Biomasse zur Energiegewinnung oder der gezielte Anbau von Torfmoosen als nachhaltiger Ersatz für Torf. Erste Pilotflächen in Niedersachsen und Brandenburg zeigen: Diese Form der „nassen Landwirtschaft“ kann sowohl ökologisch sinnvoll als auch wirtschaftlich tragfähig sein. 

Internationale Vorreiterprojekte 

Auch auf europäischer Ebene gibt es überzeugende Initiativen. Das EU-geförderte Projekt „LIFE Peat Restore“ zielt darauf ab, in fünf Ländern – darunter Deutschland, Estland und Lettland – über 5.000 Hektar degradierte Moorflächen wiederherzustellen. Durch gezielte hydrologische Maßnahmen – wie das Schließen von Entwässerungsgräben oder das Anheben des Wasserstands – wird der ursprüngliche Wasserhaushalt des Moores wiederhergestellt. Ergänzend dazu sorgt eine bewusste Vegetationslenkung dafür, dass typische moortypische Pflanzen wie Torfmoose, Schilf oder Seggen wieder Fuß fassen können. Ein begleitendes Monitoring überwacht dabei die Entwicklung des Ökosystems, etwa den Wasserstand, die Vegetationszusammensetzung und die CO₂-Bilanz. So kann sich der natürliche Prozess der Torfbildung schrittweise reaktivieren – und das Moor beginnt wieder, Kohlenstoff zu speichern und Lebensraum zu bieten. 

Projektmittel und politische Unterstützung 

Zahlreiche Programme begleiten die Renaturierung von Mooren finanziell und politisch. Die Nationale Moorschutzstrategie der Bundesregierung (2021) bildet den Rahmen für zukünftige Vorhaben. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, Moore in Deutschland dauerhaft zu erhalten, zu renaturieren und klimaverträglich zu bewirtschaften. Die Strategie ist Teil des nationalen Klimaschutzprogramms und erkennt Moore erstmals ausdrücklich als zentrale CO₂-Speicher und ökologisch bedeutsame Lebensräume an. Gleichzeitig ermöglichen Instrumente wie MoorFutures die Beteiligung von Unternehmen und privaten Investoren. Genauer gesagt sind MoorFutures freiwillige, regionale CO₂-Zertifikate aus Deutschland, mit denen durch die Wiedervernässung entwässerter Moorflächen der Ausstoß von Treibhausgasen dauerhaft vermieden wird. Ein MoorFutures-Zertifikat steht dabei für eine Tonne vermiedenen CO₂-Äquivalents. 

Auch auf internationaler Ebene gibt die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen („UN Decade on Ecosystem Restoration“ 2021–2030) wichtigen Rückenwind für diese Maßnahmen. Sie rückt Moorlandschaften verstärkt in den Fokus globaler Renaturierungsstrategien. Ziel ist es, die weltweite Degradation von Ökosystemen zu stoppen und umzukehren, um Klima, Biodiversität und Lebensgrundlagen nachhaltig zu sichern. 

Moore sind weit mehr als CO₂-Speicher: Sie sind multifunktionale Ökosysteme mit großem Hebel für Klimaschutz, Artenvielfalt, Wasserhaushalt und regionale Resilienz. Die Integration eines moorbasierten Naturschutzes in nachhaltige Finanzierungsstrategien – wie sie die Triodos Bank verfolgt – bietet enormes Potenzial, um den notwendigen Wandel ganzheitlich zu fördern.  

Im Zuge der „Nature Positive“-Ausrichtung ihrer Finanzierungsaktivitäten wird zunehmend darauf geachtet, dass Investitionen der Triodos Bank nicht nur „do no harm“, sondern aktiv zur Wiederherstellung der Natur beitragen. 

Naturbasierte Lösungen für eine lebenswerte Zukunft 

Die Triodos Bank versteht sich als Vorreiterin im Bereich naturbasierter Finanzierungen. Sie unterstützt gezielt Projekte, die biologische Vielfalt erhalten und wiederherstellen, dem Klimawandel entgegenwirken und gleichzeitig gesellschaftlichen Mehrwert schaffen – überall in Europa. 

In vielen Regionen engagieren sich Pionierprojekte für die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume – sei es in Moorlandschaften, an Küsten oder in urbanen Räumen. Eine dieser inspirierenden Initiativen ist beispielsweise das niederländische Teeunternehmen Wilder Land, das die biologische Vielfalt fördert und ein Darlehen vom Triodos Regenerative Money Centre erhalten hat. Wilder Land setzt auf Artenreichtum, Geschmack und Naturschutz – und bringt Menschen zusammen, die Landwirtschaft neu denken wollen. In Kooperation mit Landwirt:innen, Geschmacksexpert:innen und Genießer:innen entstehen Produkte, die nicht nur köstlich sind, sondern auch zur Wiederherstellung heimischer Natur beitragen. Im Mittelpunkt stehen einheimische Wildpflanzen und alte Sorten, die auf artenreichen Flächen gedeihen. Aus ihnen entstehen Lebensmittel, die regional verwurzelt, ökologisch wertvoll und geschmacklich außergewöhnlich sind. Sie bieten Lebensgrundlagen für bäuerliche Betriebe – und neue Lebensräume für Wildtiere, Insekten und Pflanzenarten. 

Die ANSE Foundation, die von der Triodos Bank Spanien finanziert wird, setzt sich für den Naturschutz ein und nutzt jede Möglichkeit, ihn konkret mitzugestalten. Es handelt sich um eine gemeinnützige Stiftung, deren Hauptziel die Förderung des Land Stewardship als Erhaltungsstrategie ist – durch  den direkten Erwerb schützenswerter Flächen oder die Aushandlung von Kooperationsvereinbarungen mit anderen Organisationen und öffentlichen Stellen. Sie führt Aufklärungskampagnen durch, um das Bewusstsein für den Umweltschutz sowie für den individuellen und kollektiven Einfluss auf die Natur zu schärfen. Darüber hinaus unterstützt die ANSE Foundation die Umweltforschung und engagiert sich für kulturelle, wissenschaftliche, soziale, natürliche, historisch-künstlerische, anthropologische, ethnologische, soziologische und rechtliche Initiativen zur nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen. 

Die Triodos Bank UK hat ein Darlehen zur Finanzierung einer bedeutenden Wiederbegrünungsinitiative in der historischen Landschaft des Selwood Forest in Somerset bereitgestellt. Das Darlehen in Höhe von 1,5 Mio. Pfund wurde für den Erwerb eines 133 Hektar großen Geländes in der Nähe von Bruton verwendet. Das Projekt Hicks Park Wood soll Ökosysteme wiederherstellen und gleichzeitig eine nachhaltige Landnutzung und lokale Beschäftigung fördern. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Vision, der Natur die Führung zu überlassen – wobei die natürliche Regeneration und einheimische Tierarten eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung gesunder Ökosysteme, der Verbesserung der biologischen Vielfalt und der Anreicherung des Bodens spielen. 

 

QUELLEN 

1 World Economic Forum, https://www.weforum.org/stories/2025/02/peatlands-store-carbon-climate-change/

2 Umweltbundesamt 2023, https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/11850/publikationen/uba_ifeu_landnutzung_2023_rz_barrierefrei.pdf 

3 NABU, https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/moore/deutschland/index.html 

4 IUCN 2020, https://iucn.org/resources/policy-brief/nature-based-solutions-post-2020-global-biodiversity-framework-targets 

5 UNEA. (2022) UNEP/EA.5/Res.5 Nature-based Solutions for supporting sustainable development. Nairobi: UNEP.